Keine Fische für den Kreml

SANKTIONEN Putin-Propagandist Dmitri Kisseljow darf nicht nach Norwegen

Er wollte doch nur ein wenig fischen und seinen Kindern die Mitternachtssonne, die Vogelfelsen und Seehunde zeigen, beklagte sich Dmitri Kisseljow am Freitag in der Iswestija: Und Anzahlung auf den Mietpreis habe er auch schon geleistet. Aber nun wird es wohl nichts mit dem bereits gebuchten Familienurlaub im kleinen nordnorwegischen Fischerort Gjesvaer. Oslo hat dem Kreml-Propagandisten und Chef der staatlichen Nachrichtenangentur Rossija Sewodnja nach dessen eigener Aussage das Visum verweigert. Unter Bezug auf die im Gefolge der Krimkrise verhängten EU-Sanktionen gegen führende Gefolgsleute Wladimir Putins. An die sich auch das Nicht-EU-, aber Schengen-Land Norwegen hält.

Als „100-prozentiger Norwegen-Freund“ falle er nun unter „norwegische Sanktionen, deren Ziel es ist, die Meinungsfreiheit zu begrenzen“, beschwert sich Kisseljow: „Ich frage mich, ob das wirklich gut überlegt ist.“

Diese Frage stellt man sich auch bei „Barents Press International“, einem Netzwerk norwegischer, finnischer, schwedischer und russischer JournalistInnen der Barentsregion. Kisseljow, der Skandinavistik studiert hat und fließend Norwegisch spricht, ist dort seit den 1990er Jahren kein Unbekannter. Deshalb hatte man ihn – schon vor dem Sanktionsbeschluss vom 20. März – auch wieder zum Jahrestreffen Ende April ins nordnorwegische Kirkenes eingeladen. „Wir würden ihn wirklich gerne hier treffen“, sagt Amund Trellevik, Vorstandmitglied von „Barents Press“: „Natürlich wissen wir, welch kontroverse Person er ist – genau deswegen haben wir ihn ja eingeladen.“

Trellevik findet es „absurd“, als Antwort auf die Vorgänge auf der Krim die Grenzen dicht zu machen. „Es sollte die Stimme von jedem gehört werden.“ Vom Außenministerium in Oslo gab es am Wochenende keine Stellungnahme. REINHARD WOLFF, STOCKHOLM