Rendsburg legt sich in die Riemen

Hanse-Cup zwischen Kiel und Brunsbüttel: Am Wochenende traf sich auf dem Nordostsee-Kanal die Weltelite der Ruder-Achter. Das deutsche Weltmeisterboot fuhr den US-Boys diesmal zweimal nur hinterher

„Dem Deutschland-Achter hat heute nach der WM die nötige Frische gefehlt“

Der Dauer-Nieselregen machte den Initiatoren einen Strich durch die Rechnung. Statt der erhofften 150.000 Zuschauer säumten gestern nur einige wenige tausend Neugierige den knapp 13 Kilometer langen Abschnitt des Nordostsee-Kanals zwischen Breiholz und Rendsburg. Dort wo sonst täglich rund 120 Frachter und Kreuzfahrer den 98 Kilometer langen künstlichen Wasserweg zwischen Kiel und Brunsbüttel befahren, gaben sich am Wochenende die besten Ruderer der Welt ihr Stelldichein. Gegeben wurde – zum sechsten Mal – der Hanse-Cup.

Die Ruder-Achterer der Niederlande, von Großbritannien, den USA – Weltmeister von 2005 – und des amtierenden Weltmeister Deutschlands gingen am Samstag und Sonntag an den Start. Neben den vier Nationalbooten nahm auch der Ruder-Achter der Universität Cambridge teil, wo die weltbesten Nachwuchstalente trainieren. Der internationale Ruderernachwuchs der Eliteuniversität hatte den Hanse-Cup auf der Langstrecke im vergangenen Jahr abgeräumt.

Das Besondere an dem Rendsburger Ruder-Event: Die Boote müssen auf einer ungewöhnlichen Distanz antreten. Werden etwa bei den olympischen Spielen in allen Bootsklassen 2.000 Meter absolviert, so stand in Rendsburg die Sprintstrecke von 400 Metern sowie der E.ON-Hanse-Cup, eine Langstrecke von 12,7 Kilometern auf dem Programm.

In beiden Rennen sollte es diesmal zu einem Zweikampf zwischen den Booten der USA und Deutschlands kommen. Auf der Sprintstrecke gelang es den Amerikanern am Samstag ihr 18 Meter langes Kampfgerät vom Start bis zum Ziel eine Bootslänge vorn zu halten.

Auch auf der langen Distanz, die die Boote in knapp 38 Minuten absolvieren, zogen die US-Boys um Steuermann Peter Thiede sofort an die Spitze, begleitet von etwa 200 bis 300 Fahrrädern am Uferrand. Dahinter versuchten die Boote aus Großbritannien und Deutschland Anschluss zu halten, während die Niederlande und der Cambridger Uni–Achter schon nach wenigen hundert Metern hinterherfuhren.

Ein Bild, dass sich bis zur Ziellinie, der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke, im Volksmund auch Eiserne Lady genannt, nicht mehr änderte. Den überlegenen Amerikanern gelang es mit einem komfortablen Vorsprung von über 13 Sekunden, das größte Stahlbauwerk Europas, in dem zweieinhalb mal mehr Stahl steckt, als im Eifelturm – zu unterqueren, gefolgt vom Deutschland-Achter, Großbritannien, den Niederlanden und der diesmal abgeschlagenen Studentenauswahl aus Cambridge.

Bundestrainer Dieter Grahn zeigte sich trotz des verpassten Sieges nicht enttäuscht: „Uns hat heute nach der schweren WM noch die Frische gefehlt und die Amerikaner waren einfach das bessere Team.“ Das Ruder-Spektakel in Rendsburg sei aber trotz des regnerischen Wetters „wieder einmal einmalig“ gewesen.

MARCO CARINI