Giftige Chlorwolke verweht

Nach einem Großfeuer in einer US-Chemiefabrik geben die Behörden Entwarnung: Luftmessungen zeigten „nichts Alarmierendes“. Evakuierte Anwohner dürfen zurück

WASHINGTON taz ■ Glimpflich davongekommen sind die Anwohner einer Chemiefabrik in Raleigh im US-Staat North Carolina. In der Anlage, die unter anderem schwefel- und chlorhaltige Abfälle verarbeitet, war in der Nacht zum Freitag nach einer Reihe von Explosionen ein Großbrand ausgebrochen. Augenzeugen berichteten außerdem von dicken schwarzen Rauchwolken und einem gelben Ball aus Gasen. Ein Stadtsprecher warnte, über dem Gebäude hänge eine Chlorwolke. Am Samstag konnte der Brand gelöscht werden, die Behörden gaben Entwarnung.

Erste Luftmessungen hätten „nichts Alarmierendes“ für die Bevölkerung ergeben, teilten die US-Behörden mit. Steter Regen habe die Giftstoffe allem Anschein nach rasch aus der Luft gewaschen. Der Wind habe zudem in einer günstigen Richtung geweht, weg von umliegenden größeren Ortschaften. Die Polizei hatte rund 17.000 Anwohner im Ortsteil Apex aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Bereits am Samstag gab sie grünes Licht für die Rückkehr.

Nicht alle der betroffenen Bewohner hatten dem Evakuierungsaufruf Folge geleistet. Die Behörden evakuierten unter anderem ein Altersheim und richteten im Gemeindezentrum und in Schulen von Apex Notaufnahmelager ein. Eine nicht näher bezeichnete Zahl von Anwohnern und Helfern – unter ihnen acht Polizisten und ein Feuerwehrmann – wurden laut Berichten des Nachrichtensenders CNN in Krankenhäusern behandelt, weil sie Rauch und giftigen Gasen ausgesetzt gewesen waren.

Die Feuerwehr hatte in der Nacht nur eingeschränkt gegen die haushohen Flammen auf dem Gelände der EQ Industrial Services vorgehen können. In der Fabrik gelagerte Chemikalien erschwerten die Bemühungen. Erst bei Tagesanbruch sei aus Sicherheitsgründen eine massive Bekämpfung des Brandes möglich gewesen. Bis die Flammen gelöscht waren, dauerte es mehr als 24 Stunden.

In der Firma wurden Industrieabfälle wie Farben, Lösungsmittel, Pestizide und Pflanzenschutzmittel gelagert, bevor sie zur Vernichtung versendet wurden. North Carolina verhängte eine Geldstrafe von 32.000 US-Dollar (rund 25.000 Euro) gegen das Unternehmen, weil es keine ausreichenden Schritte unternommen habe, „das Austreten von Gefahrengut zu minimieren“. Über die Ursache der Explosionen herrschte am Wochenende weiter Unklarheit.

ADRIENNE WOLTERSDORF