Westen zittert weiter

Zum 85-jährigem Bestehen des Theaters am Kurfürstendamm spricht sich Wowereit für die Bühne aus

Am Kurfürstendamm soll es nach den Worten des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) „auch weiterhin gutes Theater“ geben. Mit diesem Bekenntnis zum Theaterstandort im alten Westen gratulierte Wowereit am Sonntagabend auf einem Geburtstagsempfang mit viel Prominenz dem von Schließung bedrohten Theater am Kurfürstendamm zum 85-jährigen Bestehen. Der Grundstückseigentümer, eine Tochterfirma der Deutschen Bank, hat der Komödie und dem Theater am Ku’damm wegen geplanter Umbaumaßnahmen im Ku’damm-Karree den Mietvertrag zum 30. Juni 2007 gekündigt.

„Jetzt wird auf Augenhöhe verhandelt, hier wird nichts mit einem Federstrich beseitigt“, betonte Wowereit. Allerdings sei noch offen, ob beide Theater erhalten bleiben können. Beide Seiten müssten zu Kompromissen bereit sein. Wowereit würdigte die Theaterfamilie Woelffer, die über Jahrzehnte bewiesen habe, dass die „hohe Kunst des anspruchsvollen Boulevardtheaters“ Erfolg haben könne. „Die Ku’damm-Bühnen gehören genauso zu Berlin und zur deutschen Theaterlandschaft wie das Deutsche Theater oder die Schaubühne. Sie werden bis heute mit Herzblut und großer Verantwortung geführt.“

Theaterdirektor Martin Woelffer rief an dem Abend die wechselvolle Geschichte der Ku’-damm-Bühnen – seit 1921 unter der Leitung seines Großvaters Hans, dann seines Vaters Jürgen Wölffer – in Erinnerung, die 1949 bis 1963 auch Spielstätte der Freien Volksbühne waren, etwa mit der Uraufführung von Rolf Hochhuths Vatikan-Drama „Der Stellvertreter“. Im Lauf der Jahrzehnte standen hier Schauspieler wie Rudolf Platte, Inge Meysel, Harald Juhnke, Günter Pfitzmann, Friedrich Schoenfelder, Johannes Heesters und Brigitte Mira auf der Bühne. „Mit gutem Gewissen kann heute niemand sagen, ob das Theater auch 86 Jahre alt wird“, sagte Woelffer. Immerhin gebe es bereits 100.000 Solidaritätsunterschriften zum Erhalt der Bühnen. DPA