unterm strich
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Achtung, Kulturgut! Jetzt hat sich die Bundesregierung in das Hickhack um die Handschriftensammlung der Badischen Landesbibliothek eingeschaltet (siehe taz, 7. 10.). Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte am Montag in Bonn, es werde sichergestellt, dass die historischen Schriften nicht ins Ausland verkauft werden. Er sei sich in diesem Punkt mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) einig.

Ursprünglich hatte das Land aus einem Bestand von rund 3.600 Handschriften wertvolle Stücke verkaufen wollen, um aus einem Erlös von rund 70 Millionen Euro den Erhalt des Schlosses und des Münsters Salem der Markgrafenfamilie von Baden zu finanzieren. In einem Gespräch mit Oettinger habe er deutlich gemacht, was auf dem Spiel stehe, sagte Neumann. Und jetzt raten Sie einmal, wo Neumann diesen Satz wiederum verkündet hat? Zum Auftakt einer Konferenz über Wege zum Kulturgüterschutz. Notfalls will der Bund nun einen Antrag stellen, die Handschriften auf die Liste nicht veräußerbarer Kulturgüter setzen zu lassen. Schließlich müsse alles getan werden, um eine Zersplitterung der Sammlung und die Abwanderung in Ausland zu verhindern, sagte Neumann.

Auch sonst fand der Minister harsche Worte für den schleichenden Ausverkauf: Es könne nicht sein, dass Kulturgüter zur Beseitigung finanzieller Engpässe verhökert würden, erklärte er weiter. Jedes verkaufte Kulturgut sei für die Öffentlichkeit unwiederbringlich verloren. Als sittenwidrig kritisierte Neumann in diesem Zusammenhang Überlegungen der Stadt Krefeld, die Sanierung ihres Kunstmuseums durch den Verkauf eines Gemäldes von Monet zu finanzieren. Ein solches Vorhaben sei unbegreiflich.