EU-Kommission will Aufklärung

Der Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja löst weltweit Empörung aus

MOSKAU/DARMSTADT/BRÜSSEL dpa/ap/epd ■ Die EU-Kommission hat den Mord an der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja scharf verurteilt. „Dieses abscheuliche Verbrechen muss vollständig untersucht und die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden“, sagte Kommissionssprecher Johannes Laitenberger gestern in Brüssel.

Bei ihrem heutigen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Dresden will auch Bundeskanzlerin Angela Merkel den Mord an der Journalistin thematisieren. Die Kanzlerin habe bereits deutlich gemacht, dass die Entwicklung der Meinungs- und Pressefreiheit für jedes Land ein überragendes Gut sei, und werde dies auch Putin gegenüber ansprechen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm gestern in Berlin.

Die Schriftstellervereinigung PEN würdigte Anna Politkowskaja als „Vorposten der kritischen Zivilgesellschaft“. „Alle Indizien sprechen für einen politischen Auftragsmord“, erklärte er. Die 48-jährige Journalistin habe neue Erkenntnisse zur Korruption in Russland veröffentlichen wollen. Nun sei sie „von den Gegnern des freien Wortes und der Selbstbestimmung“ umgebracht worden.

Die Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta, bei der Politkowskaja als Reporterin gearbeitet hatte, gedachte gestern auf sechs Seiten ihrer toten Kollegin und setzte eine Belohnung von umgerechnet 738.000 Euro für Hinweise auf den oder die Mörder aus. „So lange es Nowaja Gaseta gibt, werden ihre Killer nicht ruhig schlafen“, versprach die Zeitung. Einen Verdacht äußerte die Gaseta selbst: Als möglichen Auftraggeber nennt sie den moskautreuen tschetschenischen Regierungschef Ramsan Kadyrow. Allerdings sei es auch möglich, dass der Verdacht speziell auf Kadyrow gelenkt werden solle.

Die Journalistin war am Samstag erschossen im Fahrstuhl ihres Wohnhauses in Moskau aufgefunden worden.