Mord an Steuerberater: Angeklagter Sohn schweigt

JUSTIZ Sohn soll seinen Vater in dessen Kanzlei erschossen haben – Beweislage schwierig

Knapp acht Monate nach den tödlichen Schüssen auf einen Berliner Steuerberater muss sich sein 17-jähriger Sohn wegen Mordes verantworten. Der Schüler werde vorläufig nicht aussagen, sagte sein Verteidiger am Dienstag kurz vor Beginn der Verhandlung. Der Prozess vor dem Landgericht findet wegen des jugendlichen Alters des Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. „Er wirkte ganz ruhig“, sagte nach Verlesung der Anklage ein Nebenklage-Anwalt, der die Eltern des Getöteten vertritt.

Der Sohn war 16 Jahre alt, als er in einem eskalierenden Familienstreit zur Waffe gegriffen haben soll. Die Anklage geht von heimtückischem Mord aus. Am frühen Nachmittag des 12. August 2013 soll sich der Jugendliche mit einem Schlüssel Zugang zur Kanzlei im Stadtteil Westend verschafft und ohne Vorwarnung auf seinen Vater geschossen haben. Der 49-Jährige erlitt einen Kopfschuss, vier Kugeln trafen in den Oberkörper. Der Jurist starb etwa eine Stunde später im Krankenhaus.

Die Ermittlungen konzentrierten sich schnell auf das Umfeld der Familie. Nebenklage-Anwalt Roland Weber bestätigte, dass es Eheprobleme gab. Der Steuerberater habe zwei Wochen vor der Tat die Scheidung eingereicht. Es sei für seine Mandanten aber unvorstellbar und das „schlimmstmögliche Szenarium“, dass ihr einziger Sohn von ihrem geliebten Enkel erschossen worden sein soll. Sollte sich dieser Verdacht verdichten, sei zu fragen, ob er die Tat allein begehen konnte oder „andere hinter ihm sind“.

Die Beweislage scheint schwierig. Die Tatwaffe wurde nicht gefunden. Unmittelbare Zeugen gibt es nicht. Weiterhin wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft gegen die Witwe und den zweiten Sohn wegen des Verdachts einer etwaigen Tatbeteiligung ermittelt. (dpa)