Generation mal gucken

DOKU Aufgesetzt und larmoyant: „Mein halbes Leben“ (22.20 Uhr, Arte)

Als Filmemacher mit 30 „noch nichts erreicht“ zu haben, wie es Marko Doringer zu Beginn von „Mein halbes Leben“ von sich behauptet, ist keine Schande, eigentlich ist es sogar völlig normal. Filme zu machen ist eine ziemlich langwierige Angelegenheit, über ihren Abschlussfilm an der Filmhochschule sind bis zu dieser angstbesetzten Altersgrenze nur wenige hinaus.

Doringer hat nie eine besucht, nur ein Technikstudium abgebrochen, sich aber in den Kopf gesetzt, einen Film über seine Generation zu drehen, die nicht aus den Puschen kommt. Das ist doch schon mal was!

Doch nimmt man Doringer seine Selbstzweifel nie so recht ab, er selbst ist stolz auf die ironische Erzählhaltung des Films, den er betont tranig aus dem Off kommentiert, auf den Zuschauer wirkt es aufgesetzt und larmoyant, wenn etwa ein gezogener Backenzahn zum Vorboten des Verfalls aufgebauscht wird.

In die Nabelschau bezieht Doringer seine engsten Schulfreunde und deren so viel strebsamere Eltern ein und besucht sie zu Hause, in Österreich – „Es gibt noch Menschen, die mich gern haben und die sich freuen, mich zu sehen. Das ist schön“ –, zum Beispiel Martin, der als Sportreporter arbeitet, aber eigentlich Schriftsteller sein will, unter einer „faulen Form von Größenwahn“ leidet, wie er sagt.

Gegen Ende des Films kündigt Martin seinen Job und geht auf der Suche nach einer selbstbestimmten Art zu leben nach Südafrika. Ist das ein Erfolg oder doch wieder nur ein Aufschieben? Diese Frage lässt Doringer offen – wie er sich überhaupt ungern festlegt, Position bezieht. Er hält nur die Kamera drauf. Aber von Doringer einen entschiedeneren Film über die eigene Entscheidungsschwäche zu erwarten, ist möglicherweise auch ein bisschen viel verlangt.

Das letzte Wort hat Doringers großer Bruder, der ihm den Kopf wäscht – und dem Zuschauer damit aus der Seele spricht: „Jetzt ist Schluss mit deiner Mitleidstour!“ Na hoffentlich. DENK