„Stifter aus der Wirtschaft sind altruistisch“

Uni-Rektor Lothar Zechlin ist froh, dass Unternehmen ihren Einfluss auf die Hochschulbildung vergrößern

taz: Herr Zechlin, wer kam auf die Idee, an der Universität Duisburg-Essen zwei Hochschulstiftungen zu gründen?

Lothar Zechlin: In unserem Kuratorium engagierten sich Werner Müller vom RAG-Konzern, Ernst Gerlach von der NRW-Bank und die Unternehmerin Gabriela Grillo für die Stiftung.

Warum sucht die Hochschule neue Finanzquellen?

Wir kommen in einen zunehmenden Wettbewerbsdruck mit anderen Universitäten. Außerdem wollen wir am Strukturwandel im Ruhrgebiet mitwirken und brauchen dafür Unterstützung von den Bürgern und Unternehmen der Region.

Welche Unternehmen wollen Geld dazuschießen?

Ich möchte noch keine Namen nennen. Wir führen zurzeit Gespräche mit verschiedenen Personen. Noch in diesem Jahr laden wir zur Gründungsversammlung ein.

Bedeutet die Stiftung nicht auch: Bildung nach Gusto der Wirtschaft?

Nein. Ich bin froh, wenn Private sich stärker für die Bildung engagieren. Denn die Schere zwischen der öffentlichen Finanzierung und den Aufgaben der Hochschulen geht immer weiter auseinander. Jeder, der uns bei unseren Aufgaben hilft, ist herzlich willkommen, egal ob das die Wirtschaft, Privatpersonen oder andere gesellschaftliche Gruppen sind. Wir werden aber nur solche Projekte finanzieren, die wir selber wollen.

Wobei Stifter aus der Wirtschaft immer eigene Interessen haben.

Das glaube ich nicht. Stifter sind altruistisch.

Bitte?

Die geben ihr Geld der Stiftung. Die bestimmt selbst, was damit geschieht.

Stifter wie die RAG werden sich Forschung wünschen, die ihrem Unternehmen dient.

Das mag sein. Es wäre ja auch vernünftig, wenn man etwa die Energieforschung stärkt. Zu welchen Erkenntnissen die Wissenschaftler kommen, bleibt ihnen aber selbst überlassen.

Ist es möglich, dass kleinere Fachbereiche nichts von dem Stiftungsgeld sehen?

Das glaube ich nicht. Wir sind eine Voll-Universität. Die Stiftungsgelder können für das gesamte Spektrum der Wissenschaft ausgegeben werden. Es soll allerdings Unterstiftungen zu begrenzten Forschungsbereichen geben.

In den USA gibt es viele solcher Stiftungen. War das ein Vorbild für das Kuratorium?

Irgendwie wächst die Welt ja zusammen. Dabei werden wir auch Trends aus Amerika übernehmen, wenn wir das für vernünftig halten.

INTERVIEW: MORITZ SCHRÖDER