Schwache Argumente

betr.: „Deutschland braucht die Atomkraft“, taz vom 7. 10.0

Fritz Vahrenholt ist der einzige eifrige Verfechter von Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke aus der Branche der erneuerbaren Energien. Wie kommt es dazu? Eine wichtige Information, die dies aufklären könnte, fehlt im taz-Interview mit Vahrenholt: Seine Windkraftfirma Repower gehört inzwischen zu fast 30 % dem französischen Atomkonzern Areva (ehemals Framatom). Es wird sogar erwartet, dass Areva die Repower früher oder später ganz übernimmt. Da ist es kein Wunder, dass sich der Vorstands-Chef für die Interessen seiner Anteilseigner stark macht.

Er macht dies mit schwachen Argumenten. So behauptet er, der Exportanteil – und damit die Abhängigkeit von anderen – sei beim Uran gering. Dabei beträgt dieser genau 100 %, da es seit dem Ende der DDR keinen heimischen Uranabbau mehr gibt. Der Nutzen der Atomkraft fürs Klima wird auch durch häufige Wiederholung dieser Behauptung nicht besser. Fakt ist: Die Länder mit hohem Atomstromanteil sind die größten Energieverschwender beim Pro-Kopf-Verbrauch. Die Dinosaurier-Technologie Atomkraft funktioniert nur in riesigen ineffizienten Einheiten, die Tag und Nacht durchproduzieren. Damit blockiert jedes AKW, das länger am Netz bleibt, einen zügigen Umbau der Energieerzeugungs- und -verteilungsstruktur dieses Landes und hemmt damit auch den Durchbruch klimafreundlicher effektiver Methoden.

Ich verlasse mich in der Energiepolitik nicht auf grün gefärbte Atomlobbyisten, sondern auf den gesunden Menschenverstand. Wenn einer wie Vahrenholt ganz offen zugibt, dass den heutigen Vorteil angeblich billigen Atomstroms unsere Kinder und Kindeskinder ausbaden müssen, und dann trotzdem für längere Laufzeiten plädiert, dem ist nicht mehr zu helfen. JOCHEN STAY, Lüchow

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