TAZ SALON
: Ein Autonomes Zentrum mit zwei Eigentümern

Diskussionsstoff en masse: Schon bei der Frage „Wem gehört derzeit die Rote Flora?“ gingen die Meinungen beim taz Salon am Dienstagabend auseinander. „Die Stadt ist der rechtlichen Überzeugung, dass die Flora Herrn Kretschmer aufgrund seiner offenkundigen Vertragsverletzungen nicht mehr gehört – die Flora ist bereits an die Stadt zurückgegangen“, sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Martin Schäfer (2. v.r.). Deshalb würden weder Behörden noch Polizei ihn darin unterstützen, eine Begehung oder gar eine Räumung des Autonomen Stadtteilzentrums durchzusetzen. Dies hatte die Altonaer Bezirksamtsleiterin Liane Melzer dem Kretschmer-Bevollmächtigten Gert Baer Ende März mitgeteilt.

Für den Altonaer CDU-Bezirksabgeordneten Andreas Grutzek (l.) ist diese Rechtsposition „Wunschdenken, das mit der Realität nichts zu tun hat“, solange Kretschmer noch im Grundbuch als Eigentümer eingetragen sei. Selbst Flora-Aktivist Andreas Blechschmidt (2. v.l.) hielt die Rechtsauffassung Schäfers schlicht für „absurd“ und forderte, die Rote Flora ganz aus dem Grundbuch zu nehmen.

Um den Rückkauf der Roten Flora durch die Stadt juristisch abzusichern, haben die von der Stadt beauftragten Anwälte vor wenigen Tagen Klage vor dem Hamburger Landgericht eingereicht. Bis es zu einem letztinstanzlichen und damit rechtskräftigen Urteil kommt, kann es allerdings noch Jahre dauern. Solange wird das autonome Zentrum vermutlich mit zwei Parteien leben müssen, die glauben der rechtmäßige Besitzer der besetzten Immobilie am Schulterblatt zu sein.

Einigkeit bestand bei allen PodiumsteilnehmerInnen, zu denen auch die Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller (Mitte) gehörte, bei der Prognose: Spätestens in ein paar Jahren sei die Flora wieder städtisches Eigentum, werde möglicherweise an eine Stiftung weitergereicht – und auch die Nutzer des Gebäudes würden dieselben bleiben.mac/Foto: Miguel Ferraz

Im nächsten taz Salon am 20. Mai (19.30 Uhr, Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64) geht es um die Frage „Wem nützt der Euro?“ – mit Ulrike Herrmann und Rudolf Hickel