„Etwas sehr Anmaßendes“

KUNST-TALK Im Gespräch mit Peleș Empire erläutert GAK-Chefin de Vries die Ausstellung Ever Build

■ 45, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kritikerin ist seit 2008 Direktorin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst auf dem Teerhof.

taz: Frau de Vries, ist „Peleș Empire“ der Name des Künstlerinnen-Duos – oder selbst ein Kunstwerk?

Janneke de Vries: Nein, Barbara Wolff und Katharina Stöver arbeiten seit 2005 als Peleș Empire zusammen – mit Fotografien aus dem Schloss von Peleș.

Interessiert Sie das als Teil des Versuchs, dem neuen Staat Rumänien Ende der 1860er mit restaurativen Mitteln eine Historie zu erschaffen?

Diese nationalhistorische Bedeutung kennen die zwei, aber als Ansatzpunkt wäre sie ihnen wohl zu eng: Sie reagieren eher unmittelbar auf den Ort. „Wir lieben Peleș, und gleichzeitig hassen wir es“, haben sie mir mal gesagt.

Das Schloss ist ja eine Art wilde eklektische Jagd…

Oh ja. Jedes Zimmer ist einer Epoche zugeordnet und zum Beispiel im Renaissance-Raum hängen dann auch Originale. Die wurden irgendwo zusammengerafft vom König Carol I.…

alias Karl Eitel von Hohenzollern-Sigmaringen.

Aber zugleich ist ein großer Teil des Raumes eine Stilkopie – also der Versuch der örtlichen Handwerker des 19. Jahrhunderts, einen Renaissance-Raum herzustellen. Diese Aneignung hat etwas sehr Anmaßendes, wenn man bedenkt, dass die Ideen, die Vorstellungen und Utopien komplett fremd geworden sind.

Und diese Haltung greift das Wort Empire auf…?

Ich denke schon: Das ist ja ein Wort, das sofort das Kopfkino anschaltet – und ein Echo des Zusammenpralls von Anspruch auf Ewigkeit – und offenbarer Vergänglichkeit im Schloss bildet.

Das als Stein oder eher Materialbruch für neue Kunst zu nutzen, bringt notwendig auch die Idee vom Werk ins Wanken.

Auf jeden Fall: Es ist ein radikal dekonstruktivistischer Ansatz – und es ist eigentlich auch nicht möglich, Ever Build, also die Arbeit, die wir hier zeigen, einer Gattung zuzuordnen.

Auffällig sind die hängenden Foto-Tapeten…

… aber die zeigen ja keine Fotos, die man ohne weiteres als Fotos erkennen würde: Das sind Kopien von Abzügen von Fotografien von etwas, das selbst bereits eine Kopie ist – die kein Original hat. Es hat etwas Malerisches und etwas Performatives, es ist auch eine Kulisse – allerdings eine Kulisse ohne Theater.  INTERVIEW: BES

Künstlerinnen-Gespräch in der Ausstellung: heute, 19 Uhr