Die kleine Wortkunde

Gérard Depardieu ist kein Franzose, er ist Internationalist. Nicht nur nahm der Schaupieler Anfang 2013 die russische Staatsbürgerschaft an und aß anschließend mit Präsident Putin zu Abend. Zuvor hatte Depardieu seinen Hauptwohnsitz nach Belgien verlegt. Dass ihm der Umzug nicht nur dazu dient, Steuern zu sparen, wie die französischen Medien empört mutmaßten, zeigt sich jetzt. Denn trotz des Fahrverbots, das ihm vom Pariser Gericht auferlegt wurde, bleibt Depardieu weiterhin auf legalem Wege mobil – mit einem in Belgien ausgestellten FÜHRERSCHEIN, der in Frankreich nicht eingezogen werden darf.

Das Wort „Führer“ stammt vom althochdeutsch fuorari aus dem 8. Jahrhundert ab und bezeichnet eine leitende Person. Es wird gemieden, das Wort ohne Präfix (An-, Reise-) oder Suffix (-schein) zu benutzen, da es in seiner historischen Bedeutung als Synonym für Adolf Hitler gilt. „Schein“ kommt vom althochdeutschen skin (Strahl, Glanz) und steht im Sinne eines sichtbaren Beweises für das Dokument einer amtlichen Erlaubnis.

Dieses wurde Depardieu übrigens wegen Trunkenheit am Steuer entzogen. Wäre ihm das nicht schon in den 1990ern mehrmals passiert, könnte man meinen, Depardieu wolle sich eine russische Seele antrainieren, die bekannterweise gerne im Suff badet. Das allerdings wäre eine eigene Wortkunde wert. FAY