Der Wald ist nicht aus dem Schneider

Nach wie vor sollen einzelne schleswig-holsteinische Forsten verkauft werden. Geringere Standards für den Rest

Trotz der Entscheidung, den schleswig-holsteinischen Landeswald als solchen nicht zu verkaufen, dürfte sich unter den Wipfeln einiges tun. Nach Informationen des SSW stehen nach wie vor einzelne Waldgebiete zum Verkauf. Zudem hat Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) ein Sparprogramm angekündigt: Er erwägt, die Bewirtschaftungsstandards zu senken und freiwillige Leistungen, wie Waldführungen für Kinder, zu streichen.

„Der Wald gehört den Menschen in Schleswig-Holstein, darum muss er in der Hand des Landes bleiben“, hatte von Boetticher (CDU) am Dienstag mitgeilt. Damit endet eine monatelange Diskussion, die auch zu Streit in der großen Koalition führte.

Die Grünen führten das „Einknicken“ der Regierung auf ihre erfolgreich gestartete Volksinitiative zurück, bei der sie in drei Monaten 3.000 Unterschriften gegen den Verkauf gesammelt hatten. Auch Lars Harms vom SSW freute sich über die Entscheidung, warnte aber, es stünden einige Flächen weiter zum Verkauf: Zurzeit wird über den Forst Christianslust in Dithmarschen verhandelt. Gestern beantragte die Opposition im Landtag, diesen Plan fallen zu lassen.

Für die Wälder, die das Land behält, kündigte von Boetticher an, es werde „sorgfältig geprüft“, wie der Wald künftig organisiert werde: Zur Disposition stünden „Gemeinwohlleistungen“, etwa das Unterhalten behindertengerechter Wege und dass nach strengeren Standards gewirtschaftet wird als im Privatforst. Sie kosten das Land etwa vier Millionen Euro jährlich.

Die Bewirtschaftungsform werde keinen großen Unterschied machen, glaubt Hans Caspar Graf zu Rantzau, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes und selbst Herr über 3.700 Hektar Wald: „Das Prinzip Nachhaltigkeit muss gelten, bei öffentlichen wie privaten Besitzern“, sagte er der taz.

Der Verkauf der Landesforsten, der die privaten Waldfläche im Land verdoppelt hätte, hätte den Verband nicht gestört: „Wir sind doch alle Zwerge. Schleswig-Holstein ist umgeben von waldreichen Ländern, da machen 50.000 Hektar keinen Unterschied“, sagte zu Rantzau.

Die Aussichten der Holzwirtschaft bewertete zu Rantzau für die kommenden fünf Jahre als gut. Bevor die Landeswälder aber richtig Gewinn abwürfen, werde es aber noch eine Zeit lang dauern. EST