Im Grunde Popmusik

FOLK-POP Die Nachwuchsband „Game Ove und die Spielfiguren“ tourt im April durch Norddeutschland. Sänger Ove Thomsen geht es oft schlecht, das ist aber gut, denn nur dann kann er seine Songs schreiben

Ove Thomsen singt, spricht und schreit sein Leid in die Welt hinaus

Ove Thomsen, Hajo Cirksena und Frederik Kelm sitzen im Hamburger Café Panther und beugen sich interessiert über ein Glas Macha Tee. Es wird gerochen, gerührt, probiert und sinniert. Das Ergebnis fällt durchwachsen aus. Ove wendet sich wieder seiner Apfelschorle zu. Ihm geht es gerade eher schlecht. Aber das ist gut so, denn wenn es ihm gut geht, kann er nicht schreiben. Und das wäre schade.

Der Nordfriese Thomsen ist der kreative Kopf von Game Ove und die Spielfiguren. Als Kind wollte er Schauspieler werden. Aber er hat schnell gemerkt, dass er fremde Rollen nicht gut spielt. „Ich bin am besten Ich.“ In den vergangenen Jahren wurde aus dem nordfriesischen Solokünstler Game Ove die Hamburger Band Game Ove und die Spielfiguren. Thomsen schreibt Melodie und Texte, arrangiert werden sie dann gemeinsam im Proberaum. „Der Name suggeriert, dass ich der Spieler bin und die Band meine Hütchen. Aber es ist eine homogene Band.“

2013 war ein aufregendes und wichtiges Jahr für die Band. Sie haben ihr erstes Album „Ove, Wenn und Aber“ veröffentlicht und einen Nachwuchspreis für ihre Musik gewonnen. Im April gehen sie auf Tour. Das Album „Ove, Wenn und Aber“ ist vielfältig. Mal sanft und leise, mal atonal und laut. Thomsen singt, spricht und schreit sein Leid in die Welt hinaus. Manchmal hat es was von theatralischem Chanson, manchmal eher von schrammeliger Garagenband. Die Spielfiguren – neben Hajo und Frederik sind das noch Sönke Torpus und Helge Schulz – sorgen dabei für die passende Instrumentierung.

Im Grunde machen sie Popmusik. Analoge Instrumente, Gitarre, Schlagzeug, Bass. Aber die Integration von eher untypischen Klängen wie der Mandoline, der Pedal-Steel-Gitarre und dem Akkordeon, geben der Musik eine deutlich folkige Note. Die Instrumentierung ist nie willkürlich. Das Ziel sei immer, den Inhalt der Lieder möglichst stimmungsgetreu umzusetzen, erklären die Spielfiguren.

Die Texte sind aus dem Leben gegriffen. Die Inspiration findet Thomsen in Begegnungen. Erzwingen kann er dabei gar nichts. Aber Trübsinn hilft: Denn dann entstehen Zeilen voller Melancholie: „Ich kann das nicht mehr kleben. Scherben bringen gar nichts, nur Wunden im Leben.“ Seine Texte liegen Thomsen ganz besonders am Herzen. Der 25-Jährige schreibt Lieder, die Worte zu bunten Bildern im Kopf wachsen lassen. Die deutsche Sprache ist wahnsinnig geil, findet der Wahlhamburger. Auch – und vielleicht gerade wegen dieser klaren Texte, hat die Band 2013 den Krach & Getöse-Preis des Hamburger Rockcity e.V. und der Haspa Musik Stiftung gewonnen. Der Preis beinhaltet, dass junge Bands ein Jahr lang von der Expertise des Vereins und dessen Freunden aus der Musikindustrie profitieren können.

Bisher machen die Fünf alles selbst. Sowohl die Finanzierung, als auch die Umsetzung von Musik, Produktion, Veröffentlichung und Tour geschehen in Eigenregie. Mit Unterstützung von Rockcity haben die Jungs viel über sich und das Musikgeschäft gelernt. Sie wissen jetzt, dass sie mal besser in die Volksmusik gegangen wären. Einfallslose Zeilen, aalglatt produziert, mit Playback und Deckname – alle Leute klatschen. Und tierisch viel Geld. So malen sie sich lachend ihre Alternativkarriere aus. Aber sie bleiben vorerst wo sie sind. Denn eines haben sie wirklich zu genüge. Noch viel Energie und „mächtig Bock“.  KRISTINA APPEL

nächste Konzerte: 11. 4. Hamburg, Kleiner Donner; 24. 4. Lübeck, Blauer Engel; 25. 4. Kiel, Prinz Willy; 26. 4. Husum, Speicher