LESERINNENBRIEFE
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Energiewende sabotiert

■ betr.: „Alle Industriewünsche erfüllt“, taz vom 9. 4. 14

Nach durchaus massiven Subventionen läuft die Energiewende endlich richtig an, schon soll sie wieder gedeckelt werden, da die Politik, unter dem scheinheiligen Totschlagargument des Schutzes der deutschen Arbeitsplätze, mal wieder unter dem Druck der Industrielobby einknickt – und das in einem Land, in dem es angeblich kaum Korruption gibt. Anstatt dass endlich klar kommuniziert wird, dass hohe Energiepreise, insbesondere für diejenigen, welche am meisten verbrauchen, eines der wirkungsvollsten Mittel gegen den Klimawandel und somit durchaus erstrebenswert sind, sollen nun noch mehr energieintensive Unternehmen von den Privatverbrauchern mit finanziert werden.

Das deutsche EEG ist ein Projekt, welches weltweit zu Recht als Vorbild gilt, der Grundpfeiler der Energiewende. Diese Sabotage der Energiewende wird noch Generationen später Auswirkungen auf das Leben unserer aller Nachfahren und den gesamten Planeten haben. TOBIAS ENDRIKAT, Kunming, Südchina

„Sie denken zu einfach“

■ betr.: „Alle Industriewünsche erfüllt“, taz vom 9. 4. 14

Wie so oft wird in Deutschlands Regierung Wirtschaftspolitik rein betriebswirtschaftlich gedacht. Sie begreifen Deutschland nur als „Unternehmen“, das in erster Linie seine Kosten niedrig halten muss, um im „Standortwettbewerb“ zu bestehen. Sie denken zu einfach.

Deutschland ist kein Unternehmen, sondern eine Volkswirtschaft, die nicht nur dann wächst, wenn sie exportiert, sondern auch, wenn das Geld innerhalb ausgegeben wird. Betriebswirtschaftlich gedacht, spart Gabriel den Großkonzernen zwar Geld, volkswirtschaftlich betrachtet nimmt er das Geld jedoch, das er den energieintensiven Unternehmen zukommen lässt, kleinen und mittleren Unternehmen sowie privaten Haushalten weg.

Bei energieintensiven Unternehmen ist die Zahl der Arbeitsplätze, verglichen mit dem eingesetzten Geld, klein. Bei kleinen Handwerkern, Dienstleistern dagegen ist die Anzahl der Arbeitsplätze groß, verglichen mit den übrigen Kosten. Dazu kommt, dass mit dem neuen Gesetz den privaten Haushalten Geld fehlen wird, das sie in überwiegendem Maße in Handel, Gastronomie, Handwerk und Dienstleistung ausgeben würden. Volkswirtschaftlich betrachtet wird der aktuelle EEG-Entwurf von Wirtschaftsminister Gabriel zwar einige wenige industrielle Arbeitsplätze erhalten, auf der anderen Seite aber wesentlich mehr Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen vernichten. Es wird also genau der umgekehrte Effekt eintreten als der, den Gabriel beabsichtigt hat.

WALTER HEIDENFELS, Hamburg

Vollkommen unverständlich

■ betr.: „Homophobie ist mitten unter uns“, taz vom 9. 4. 14

Das Wohl der Kinder als Rechtfertigungsgrund für Homophobie anzuführen, ist vollkommen unverständlich für mich. Wir Eltern wissen heute nicht, wie unsere Kinder später lieben und leben werden. Aber eines wissen wir: Sie sollen glücklich sein. Sie sollen sich nicht verstecken oder verstellen müssen. Sie sollen nicht benachteiligt oder ausgegrenzt werden, nur weil sie anders lieben oder leben als die Mehrheit. Das Wohl der Kinder ist ohne Gleichbehandlung nicht möglich. TINA MERTENS, Niestetal

Mama und Mapa

■ betr.: „Homophobie ist mitten unter uns“, taz vom 9. 4. 14

Die Erzieherin meiner vierjährigen Tochter hat einen Sohn im gleichen Alter und lebt mit einer Frau zusammen. Die Kids in der Kita wachsen also gleich mit der Erfahrung auf, dass es Familiennormalität jenseits „Mama, Papa, Kind“ gibt. Ich finde das super. Der Kleine ist öfter mal mit im Kiga und spricht von seiner Mama und seiner Mapa. Das gibt super Anlässe, mit meiner Tochter darüber zu sprechen, wie Babys entstehen, was Familie ist, wie sie am liebsten wohnen würde …

Ich habe den Eindruck, dass die anderen Eltern ähnlich offen sind, obwohl – oha – der Großteil Mittelschicht sein dürfte. Auch umarmen sich die Jungs oft zum Abschied, und ich hab noch nie jemand sagen hören: „Pfui, das ist nur für (mit) Mädchen“.

SONJA SCHMITT, Berlin

Abspeisen statt antworten

■ betr.: „Der Briefwechsel. Sind autoritäre Lehrer nötig?“,taz vom 9. 4. 14

Die 14-jährige Schülerin hat ihre Position klug auf den Punkt gebracht. Sie benennt deutlich den demütigenden Charakter des Notensystems. Und dadurch, dass sie „Autorität“ in Anführungszeichen setzt, ist zu erkennen, dass ihr der Unterschied von persönlicher Autorität zu Machtausübung bekannt ist. Sie erwartet ein Lernen und Lehren auf Augenhöhe. Die Schülerin hat zumindest eine Antwort auf Augenhöhe verdient.

Stattdessen reagiert der Lehrer Arne Ulbricht mit einem herablassenden pädagogischen Geschwurbel vom Kapitän auf dem Schiff oder dem Lehrer mit lediglich der Funktion eines Trainers, der versucht, die Mannschaft zum Erfolg zu führen. Wie armselig ist das als Antwort auf Kritik an Strukturen. Wie schleimig, seine persönliche Anekdote zum Besten zu geben. So was nenne ich nicht antworten, sondern abspeisen. RENATE GATZ, Gau-Algesheim