Dem Rotbarsch sein Wurm

12,8 Prozent der Lebensmittel entsprechen nicht den Vorschriften, haben die Experten des Instituts für Hygiene herausgefunden. Besonders böse sieht es bei Fleisch aus. Insgesamt sind die Zahlen identisch mit denen des Vorjahrs

Unappetitliche Beispiele, die gibt es jedes Jahr. 2005 und 2006 gehörten zu fiesesten Entdeckungen des Instituts für Hygiene und Umwelt (HU) bei seinen Lebensmittelkontrollen fünf Zentimeter lange Würmer in einem Rotbarschfilet oder Nussschokolade mit lebenden Schädlingen. Nachzulesen ist das im aktuellen Jahresbericht des Instituts, den gestern Gesundheitssenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) vorstellte. Das Ergebnis: 12,8 Prozent der Proben entsprachen nicht den lebensmittelrechtlichen Vorschriften, waren fehlerhaft gekennzeichnet, enthielten unerlaubte Stoffe oder waren von mangelhafter Qualität.

Untersucht hatten die Lebensmittelexperten 19.000 Proben von Lebensmitteln aller Art, gezogen aus dem Groß- und Einzelhandel, von Wochenmärkten oder aus der Gastronomie. 6.400 der 19.000 Proben wurden aus importierten Lebensmitteln genommen, die über den Hamburger Hafen in die EU eingeführt wurden. „Bei jeder achten Probe, die im Landeslabor untersucht wurde, gab es etwas zu beanstanden“, so Schnieber-Jastram. Auch wenn das in so manchem Verbraucher-Ohr hoch klingt, liegt die Zahl auf dem Niveau des Vorjahres.

Trotzdem gibt es Lebensmittel, die besonders auffallen: Von den bisher rund 400 Proben aus Fleischerzeugnissen in diesem Jahr waren ein Viertel unzulässig, mit Wasser aufgespritzt, mikrobiologisch bedenklich oder litten „in Aussehen und Geruch“, sagt Anselm Lehmacher vom HU. Bei Kontrollen wurden „nach dem Gammelfleischskandal verstärkt Kühlhausproben“ ins Visier genommen. Gesundheitsgefährdend sei das aber nicht, denn, so Schnieber-Jastram: „Tiefkühlfleisch hat kein Verfallsdatum“, und ist „auch nach mehreren Jahren noch verkehrsfähig“. Trotzdem werde sich dafür eingesetzt, dass bei der Länge der Kühlzeit „fundierte Grenzwerte festgelegt werden“, um für Kontrolleure mehr Handlungssicherheit herzustellen.

Aktuell wird am Institut für Hygiene und Umwelt auch Reis auf die gentechnisch veränderten Sorten LL601 und BT, die nicht in der EU zugelassen sind, untersucht. Von bis heute 36 Proben waren 13 positiv. Zur Risikoabschätzung für den Verbraucher kann aber wenig gesagt werden, denn: „Es gibt darüber noch keine Untersuchungen“, beschreibt Gabriele Neumann vom HU die Lage. Für ein „in dubio pro Verbraucher“, wie es Schnieber-Jastram fordert, gibt es also noch viel zu tun. Björn Bendig