McClaren geht auf Nummer sicher

1. BUNDESLIGA Der VfL Wolfsburg schafft ein 2:0 gegen den VfB Stuttgart – aber wer schoß das erste Tor?

Bei defensiven Zweikämpfen wirkt der genialische Diego unfreiwillig komisch

Wolfburgs Trainer Steve McClaren hat am Samstag sein Trauma öffentlich gemacht. In der 80sten Minute ersetzte er den Stürmer Edin Džeko durch den Verteidiger Alexander Madlung. Ein drittes Mal wollte McClaren einen klaren Vorsprung nicht verlieren. Die Maßnahme war verständlich, aber letztlich wohl unnötig: Der VfB Stuttgart war so oder so nicht in der Lage, den 2:0-Sieg der Wolfsburger zu verhindern. Laut Spielberichtsbogen wurden beide Tore von Džeko erzielt – jeweils per Kopf nach Ecken von Diego (6., 76.).

„A big win“ nennt McClaren die drei Punkte. Wobei das wohl nicht „großer“, sondern „wichtiger“ Sieg bedeutet. Mit nun vier Siegen aus zehn Spielen hat der VfL zumindest bis zum nächsten Spiel in Frankfurt den Kontakt nach oben tabellarisch sichtbar gemacht. McClaren streut in sein Englisch gern deutsche Begriffe ein. Diesmal sei, sagte er, „the most important thing: die weiße Weste“. Also: zu null.

Das ist verständlich angesichts der hartnäckigen Defensivprobleme. Allerdings gibt das Spiel keinen Aufschluss darüber, ob die überarbeitete Defensive, die Mittelfeldraute und die neue Innenverteidigung Kjaer/Barzagli tatsächlich kompakter arbeitete als zuletzt. Dazu war der VfB Stuttgart offensiv viel zu uninteressiert. Der VfL erarbeitete sich seine Offensivstandards, der VfB blieb ohne hochwertige Torchance – Zurückhaltung hieß offenbar die Devise.

Er ließ sich auch durch das frühe Wolfsburger Tor nicht von seiner Strategie abbringen. Dieses Tor köpfte der dänische Neuzugang Simon Kjaer – doch Schiedsrichter Wingenbach gab es erst, als Džeko den hinter der Linie zurückspringenden Ball noch mal ins Tor geköpft hatte. Vorher, sagte Wingenbach, habe er „Restzweifel“ gehabt.

Falls die DFL die Entscheidung nicht revidiert, hat Džeko (7) in internen Wettbewerb den Kollegen Grafite (6) wieder überholt, wobei Grafite eigentlich besser im Spiel war und überhaupt gut in Schuss ist – was man vom Dritten im Offensivtrio trotz zweier Torvorlagen nicht sagen kann: Spielmacher Diego hält er den Ball zu lang und findet die überraschende Lösung nicht, was eigentlich seine Stärke ist. Und bei Defensivzweikämpfen wirkt der genialische Diego bisweilen unfreiwillig komisch.

Immerhin hatte er sich im Griff. Diesmal. Als McClaren auch ihn nach 85 Minuten runterwinkte, stellte er sich aber sicherheitshalber so nah an den Spielfeldrand, dass Diego gar nicht anders konnte, als ihm die Hand zu geben. PETER UNFRIED