Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am heutigen Montagabend wird in der TU die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ eröffnet, in der auf 26 Tafeln die Aktualität des Neofaschismus hier im Land vorgeführt wird. Beileibe ist es nämlich nicht mehr so, dass Faschismus ein Randproblem ist. Bei der Eröffnung wird jemand von den MacherInnen über die Hintergründe referieren und für Fragen und Anregungen bereitstehen. Morgen am Dienstag wird in der Erreichbar über „das Volk“ gesprochen, genauer: es soll diskutiert werden, was „das Volk“ eigentlich ist und inwieweit es zum revolutionären Subjekt taugt. Veranstalter ist die Gruppe Jimmy Boyle, die über sich selbst sagt: „Jimmy Boyle ist eine linke Gruppe in Berlin, die immer noch das kapitalistische System für das Grundproblem hält.“ Hallo? Ist das nicht selbstverständlich? Am Freitag wird in der K9 der Workshop „Voll extreme“ stattfinden, es geht um den Begriff Extremismus, der dazu dient – und das gerade in diesen Zeiten wieder –, linke und rechte Regierungskritik zusammen zu denken und gleichermaßen, also unterschiedslos, zu verurteilen. So wird die Linke mit dem Nazi in einen Topf geworfen, und Westerwelle und Merkel sind das gute Gegengift. Das zu kritisieren ist naturellement super. Hoffen wir aber, dass gleich dazu die Totalitarismuskritik mit eingemacht wird. Auch unsereins redet ja des Öfteren von „Rechtsextremen“ und spielt dieser Extremismus-Idee in die Hände. Am Samstag wird im Bandito Rosso über den „Volkstrauertag am Columbiadamm“ gesprochen, denn es wird Jahr um Jahr am Columbiadamm um Wehrmachtssoldaten getrauert, so, als seien sie restlos unbeteiligt an den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs gewesen und nur aus Zufall und in einer quasikindlichen Unschuld in Kiew oder Paris gewesen. Das soll den GedenkerInnen allerdings nicht durchgehen!

■ Neofaschismus: TU, Straße des 17. Juni 135, Mo, 18 Uhr

■ Das Volk: Erreichbar, Reichen-berger Str. 63a, Di, 19 Uhr

■ Extremismus: K9, Kinzigstr. 9, Fr, 19 Uhr

■ Volkstrauertag: Bandito Rosso, Lottumstr. 10a, Sa, 20 Uhr