verzwickt
: Gentech-freie Zitrusfrüchte

Spanische Forscher haben sich jetzt eine neue Methode ausgedacht, Früchte an Bäumen wachsen zu lassen. Genauer gesagt: Es geht um Zitronen. Manch einem werden sie eines Tages vielleicht auch sehr sauer schmecken. Denn es kann durchaus passieren, dass die Früchte an den gentechnisch veränderten Zitrusbäumen auf den Markt kommen, ohne dass sie als Gentechprodukt gekennzeichnet werden müssen. Gentechfreie Zitronen vom Gentechbaum? Das geht nicht? Doch mit etwas Freizügigkeit und gutem – oder bösem, je nach Standpunkt – Willen bei der Interpretation des Gentechnikgesetzes und der EU-Kennzeichnungsregeln ist das durchaus drin. Die Forscher am Inistuto Valenciano de Investigaciones Agrarias wollen nämlich bei Valencia gentechfreie Zitronenäste auf einen gentechnisch veränderten Stamm pfropfen. Diese Methode wird schon lange im Obstanbau, zum Beispiel bei Äpfeln, angewandt. Ein robuster und kräftiger Stamm mit seinem Wurzelwerk sorgt für die Nährstoffe, und oben wachsen die veredelten Früchte. Und das geht auch mit Gentechnik.

 Für eine derart hergestellte Pflanze ist klar: Sie muss nach EU-Recht genehmigt werden, die Pflanze muss im Handel auch gekennzeichnet werden. Aber ob die Frucht auch als Gentechprodukt gekennzeichnet werden muss, ist nicht so ganz klar. Damit hat sich der Gesetzgeber noch nicht beschäftigt. Ein bisschen hat er auch noch Zeit. Denn erst einmal sollen in Spanien nur Anbauversuche stattfinden. Die Vermarktung steht noch nicht an. WOLFGANG LÖHR