War Giftmüllschiff eine Raffinerie?

Staatsanwaltschaft hält den in Elfenbeinküste abgeladenen Giftmix für Abfallprodukt

STOCKHOLM taz ■ Der Verdacht hat sich verstärkt, dass der in der Elfenbeinküste entsorgte Giftmüll an Bord der „Probo Koala“ hergestellt worden ist. Die Staatsanwaltschaft Estlands erklärte, die giftigen Chemikalien seien vermutlich Abfallprodukte von Raffinerietätigkeiten auf dem Schiff. Zusammen mit Delegierten der Elfenbeinküste hatte sie den Tanker zwei Wochen lang im estnischen Ostseehafen Padilski untersucht. Die „Probo Koala“ hatte den Müll Anfang September illegal in der Elfenbeinküste abgeladen. Daraufhin erkrankten dort zehntausende Menschen, mindestens acht starben.

Schiffsführung und das verantwortliche Charterunternehmen Trafigura behaupten, das Gift sei beim Reinigen der Tanks mit einer Spüllösung entstanden. Das könne „keinesfalls“ sein, sagte Staatsanwalt Alar Kirs nun der Zeitung Eesti Paevaleht. Ohne Einzelheiten mitzuteilen, bezeichnete er den Chemikalientanker als „eine Art schwimmende Raffinerie“. Vermutlich seien aus Erdölprodukten wie etwa Naphta auf See Treibstoffe hergestellt worden. Auch die französische Zeitung Le Monde hatte zuletzt gemutmaßt, dass allein im Mai und Juni, als die Treibstoffpreise ungewöhnlichen Profit versprachen, rund 70.000 Tonnen Schweröl in Benzin umgewandelt wurden – das entspräche einem Gewinn von 5,5 Millionen Euro.

Die Erkenntnisse decken sich mit Vermutungen, die die niederländischen Strafverfolgungsbehörden vor drei Wochen geäußert hatten. Trafigura hatte den Vorwurf damals als „technisch unmöglich“ zurückgewiesen.

Laut Regierungsquellen der Elfenbeinküste sind mittlerweile 11 der 17 Plätze, an denen der Giftmüll abgeladen worden sei, saniert. Der Giftcocktail soll nun nach Europa zurückgebracht werden. REINHARD WOLFF