Tiger im Tank statt im Dschungel

AGROKRAFTSTOFFE II Ein Viertel des Biosprits stammt aus umweltfeindlichen Palm- und Sojaplantagen

BERLIN taz | Dieselkraftstoff an deutschen Tankstellen enthält bis zu 44 Prozent Soja- und Palmöl. „Diese Ergebnisse sind alarmierend“, sagt Corinna Hölzel von Greenpeace. Die Umweltorganisation hatte im August an 55 Tankstellen von acht Mineralölkonzernen Dieselkraftstoffproben genommen und untersucht, von welchen Pflanzen die Beimischungen stammten. Dabei kam heraus: Im Schnitt finden sich 25 Prozent Sojadiesel und 10 Prozent Palmöldiesel in der Beimischung. Den Rest liefert Raps.

Das Problem: Palmöl stammt von riesigen Ölpalmenplantagen, für die etwa in Indonesien große Urwaldflächen abgeholzt werden. Der großflächige Anbau von Soja führt beispielsweise in Argentinien dazu, dass artenreiche Feuchtweiden in Ackerflächen umgewandelt werden.

Besonders viel Palm- und Sojaöl fanden die Greenpeace-Experten im Diesel an den Tankstellen von Aral und Shell. Bei Aral lag der Anteil bei 44 Prozent, bei Shell bei 39 Prozent. Der Mineralölkonzern BP, der die Aral-Tankstellen besitzt, verweist auf die Verantwortung der Biokraftstoffhersteller. „Der Gesetzgeber zwingt uns, Biokraftstoffe beizumischen“, sagt Pressesprecher Detlef Brandenburg. „Wir müssen einkaufen, was uns angeboten wird.“ Am besten schnitt bei der Untersuchung der Konzern Total ab, dessen Diesel immer noch 14 Prozent Soja- und Palmdiesel enthielt.

Die Konzerne greifen auf diese Pflanzen zurück, weil sie auf dem Weltmarkt billiger einzukaufen sind als heimisch erzeugter Raps. Greenpeace fordert, die gesetzlich verpflichtende Beimischung von Pflanzenölen abzuschaffen und den Verkehr durch andere Maßnahmen klimafreundlicher zu machen – etwa durch verbrauchsarme Fahrzeuge und Tempolimits. HOL