Jan, Lotta, Jens und Peggy
: Ist das schon Rock?

Nils Schuhmacher

Viel wurde unlängst herumgemäkelt an Jan Delay und seinen Aussagen über Öko-Eltern, die ihre Kinder nicht im Dreck spielen lassen und sie nur in eine Kita oder Schule geben, in der neben Franz und Lotta allenfalls Matthieu und Peaches, aber nicht Hassan und Nurten zu finden sind. Ein paar getroffene Hunde haben gebellt, ein paar differenziert Denkende mangelnde Differenziertheit festgestellt. Was viele vergessen haben: Jan behauptet gar nicht, Analytiker zu sein, sondern ist Rapper aus dem – hier stimmt der Begriff – Problemstadtteil Eimsbüttel. Er wird also wissen, wie die Dinge liegen. Anders als zum Beispiel Casper (Sa, 19. 4., Alsterdorfer Sporthalle), der kein Rapper mehr ist, vielleicht nie einer war.

Zudem hat Jan sich mit seinem neuen Album „Hammer und Michel“ auch als Rocker ins Spiel gebracht. Auch ein Missverständnis: Fachkundige haben herausgefunden, dass es sich gar nicht wirklich um Rock handelt, sondern um das, was Jan wohl für Rock hält, also: Gitarre, Wacken und St. Pauli gut finden, diesen mittlerweile von Franz’ und Lottas Eltern bevölkerten Stadtteil. Und tatsächlich: Mit Rock hat die Sache in etwa so viel zu tun, wie manch andere Sachen, denen man das Etikett schnell aufklebt.

Zum Beispiel die Blood Red Shoes (Sa, 12. 4., Uebel & Gefährlich), die Band von Laura-Mary und Steven. Wären sie das handelsübliche Konglomerat aus vier bis fünf männlichen Gesellen, man würde sich nicht wundern. Sie sind aber nur zu zweit und schaffen es, in dieser Minimalbesetzung auf der Basis des typisch britischen Alternative-Discobeats im Grundton dunkle, mitunter dronige, immer krachig-knarzende und doch hymnische Stücke zu entwerfen, die irgendwo zwischen Garbage, Hole und The Kills schön herumlärmen. Und Jens? Der hat seine schon verscharrte Band Oma Hans (Fr, 25. 4., Fabrik) für eine Handvoll Konzerte aus der Kiste geholt. Die letzte LP der Band hieß übrigens „Peggy“ – und das darf man wohl wirklich als Statement verstehen.