Papier rechnet sich schwer

BULL-ANALYSE Die taz ist eine Papierzeitung – dem Verlag bringt die E-Paper-Ausgabe den besten Ertrag

Eigentlich ist es ein und dasselbe Produkt: Texte der taz-Redaktion, komponiert zu Seiten und Seitenfolgen, die das tägliche Weltgeschehen und seine Einordnung für eine kleine Weile anhalten. Also eine Zeitung. Aber dennoch hat sich in jüngerer Zeit beim Zeitungmachen Erhebliches ereignet. Zumindest soweit es die nachgelagerten Herstellungs- und Verarbeitungsmodalitäten betrifft. Seit 20 Jahren wird ohnehin, ehe irgendein Text auf Papier erscheint, ausnahmslos jeder taz-Artikel digitalisiert.

Die Unterschiedlichkeit der Prozesse nach der Digitalisierung ist gravierend. Geschwindigkeit, Verfügbarkeit, Kosten, Logistik und schließlich Preise und Akzeptanz sind in einem äußerst dynamischen Veränderungsprozess begriffen, der sich am Verlauf der Kurven in der Grafik gut ablesen lässt.

Mitte 2012 kreuzen sich die Linien; die digital vertriebene taz kommt ganz offensichtlich viel besser an als ihr gedruckter Zwilling. Tatsächlich wird es zunehmend schwieriger, mit vertretbarem Aufwand gedruckte Zeitungen in zum Teil entlegene Gebiete zu transportieren, zumal mit dem Rückgang der vertriebenen Papierauflagen der gesamten Branche der Transport jedes Einzelstücks immer teurer wird.

Die digitale taz hingegen ist fast überall verfügbar. Im Abo kostet sie sogar durchschnittlich nur ab 51 Cent pro Ausgabe (entspricht 12,95 im Monat). Und dennoch bleibt dabei für die Arbeit der Redaktion viel mehr übrig als aus dem gedruckten Pendant (Mindestpreis 25,90 Euro im Monat). Noch größer ist die Differenz im Einzelverkauf, der im Falle der gedruckten taz durch Druck, Transport und Remissionen kaum Ertrag erbringt, während der Redaktion aus dem Verkaufspreis der digitalen taz am E-Kiosk www.taz.de/kiosk fast der gesamte Betrag (0,79 Euro werktags, 1,29 Euro am Wochenende) zur Verfügung steht.

Es gibt sicher gute Gründe, weiter die papierne taz zu genießen. Aber bevor dies aus irgendwelchen Gründen einmal nicht (mehr) gelingen sollte, probieren Sie's doch einfach mal digital.

Andreas Bull, 59, taz-Geschäftsführer, analysiert regelmäßig die Lage der taz in der Medienkrise.