LESERINNENBRIEFE
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Ein Recht auf Veröffentlichung

■ betr.: „Das geheime Geschäft mit dem Wasser“, taz vom 30. 10. 10

Mit der Veröffentlichung ist der taz ein echter Coup gelungen – herzlichen Glückwunsch! Endlich können die Bürgerinnen und Bürger selbst nachlesen, was vereinbart wurde. Hier wird Journalismus trotz aller Unkenrufe seiner gesellschaftlichen Funktion gerecht.

Dem Berliner Wassertisch ist ebenfalls zu gratulieren, denn er hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass das Thema auf die politische Agenda geriet. Gleichwohl ist es bei aller Begeisterung bedauerlich, dass im Informationsfreiheitsgesetz der Umgang mit Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen so restriktiv geregelt ist; hier sind Veränderungen dringend geboten. Es wäre schön, wenn zukünftig für die Veröffentlichung von Informationen, auf deren Kenntnis die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht haben, nicht mehr Enthüllungsjournalisten bemüht werden müssten; es bliebe genug für sie zu tun. Der Berliner Politik ist anzuraten, nur noch Verträge mit Privaten abzuschließen, bei denen der Vertragspartner einer Veröffentlichung zustimmt. CHRISTIAN HUMBORG

Geschäftsführer Transparency International Deutschland e. V.

Aktiv werden!

■ betr.: „Das geheime Geschäft mit dem Wasser“, taz vom 30. 10. 10

Ich wundere mich sehr, dass ein solcher Artikel erst jetzt erscheint. Zu dem Thema gibt es seit dem 23. September dieses Jahres einen europaweit gezeigten Dokumentarfilm „Water Makes Money“, in welchem es wie auch in „Wasser unterm Hammer“ um genau diese Angelegenheit und auch den speziellen Fall Berlin geht. Wer an weiteren Informationen interessiert ist, kann sie sich besorgen unter www.watermakesmoney.com.

Ich kann nur empfehlen, in den betroffenen Städten und Gemeinden durch Bürgerbegehren aktiv zu werden. Wenn unsere politischen Vertreter dumm und kurzsichtig sind, müssen wir, das gemeine Volk, es weder sein noch bleiben. EDITH SALMEN, Bernau

Schade und nochmals schade

■ betr.: „Der erfolgreiche Demonstrant“, „Stoppt Tierversuche“,taz vom 26. 10. 10

Artenschutz nur vorgeschoben? Schade. Einzelne Arten sollen nach dieser Berichterstattung Großprojekte verhindern. Das ist maximal ein Teil der Wahrheit. Folgt man der Aufforderung „Stoppt Tierversuche!“ müssten alle Bürgerinitiativen und Umweltverbände ihre Einsprüche, die sich auf Naturschutzbelange beziehen, fallen lassen. Damit wird gerade bei Verkehrsprojekten verkannt, dass lediglich Naturschutzargumente aufgrund der europäischen Regelungen (Natura-2000-Netz) ernsthaft in die Abwägung einfließen. In den Planfeststellungsverfahren spielen Fragen des Bedarfs allgemein und die „Nullvariante“ keine Rolle. In Bundesverkehrswegeplänen etc. wird das Projekt festgelegt und entzieht sich auch bei immens steigenden Kosten in der Regel einer demokratischen Überprüfung. Das lernen wir gerade wieder neu durch Stuttgart 21. Stattdessen legen die taz-Artikel den Schluss nahe, der Artenschutz sei nur vorgeschoben. Wie dies vorher schon Berichte in der FAS, Bild und diversen Regionalzeitungen taten. Nochmals schade. KLAUS SCHOTTE

Sprecher der Aktionsgemeinschaft Verkehr Nordhessen (AVN)

Jubelartikel und krude Fantasien

■ betr.: „Adel verzichtet“, taz vom 30. 10. 10, „Schwestern von gestern“, taz vom 29. 10. 10

Die taz verblüfft immer wieder, mit welcher Schizophrenie sie sich durch die Zeiten hangelt. Dort wo evangelisches Urgestein in die taz-Denke passt, da gibt es einen Jubelartikel mit stimmungsvollem Bild. Vorher darf aber ein Herr Ringel (taz vom 29. 10. 10) seine kruden Fantasien über Frau Käßmann absondern. Frau Käßmann trug als Bischöfin den Gorlebenprotest mit. HELMUT HUBER, Ingelheim

Widersprüchliche Aussagen

■ betr.: „Vielleicht wird man einfach mit dem Alter konservativer“, taz vom 30. 10. 10

Wenn Gesine Agena Gruppenzugehörigkeiten als unnötig betrachtet („Und sobald Menschen sich zu einer Gruppe zugehörig fühlen, schafft man eine Exklusivität: Ich gehöre dazu und du nicht“), dann würde ich gerne wissen, warum sie der Grünen Jugend beigetreten ist. Eben dadurch ordnet sie sich einer Gruppe zu, wohnt sogar privat mit Gruppenmitgliedern zusammen und einige Mitglieder dieser Gruppe heiraten auch noch untereinander. Wo bleibt denn da die gewünschte Heterogenität und Offenheit gegenüber den anderen? Die Aussagen, die Frau Agena in dem Interview macht, sind dadurch sehr widersprüchlich. Man kann also nur für sie hoffen, dass sie mit dem Alter nicht konservativer, sondern reflektierter wird.

STEFANIE OKOLOWSKI, Gelsenkirchen