urdrüs wahre kolumne
: Gruß an Kiel

Von der DDR lernen, heißt siegen lernen: Spät, doch hoffentlich nicht zu spät kommt man auch hierzulande auf den Trichter und verwandelt die deutsche Airbus-Sektion in einem Akt der Verzweiflung durch Aktienkauf in einen volkseigenen Betrieb. Um dabei wenigstens die nationale Identität zu stärken, empfehle ich, den Betrieb „VEB Kosmonaut Siegfried Jähn“ zu nennen, auch wenn das dem Ole Beust und der Angie (die ja nie ein Groupie der „Rolling Stones“ war) verflucht schwer fallen sollte.

In einer leeren Hustenbonbon-Schachtel der Traditionsmarke Wick präsentieren mir zwei Jungs inmitten des Oktobers einen lebenden Maikäfer und erst nach Überreichung eines Euro kann ich sie zur Freilassung dieses Zeugen für die globale Erwärmung motivieren. Dann aber will der Sumsemann seine Freiheit einfach nicht nutzen und verbleibt in seinem Gefängnis: Die große Tragik der Vergeblichkeit anarchistischer Appelle zum Abenteuer Leben zeigt sich einmal mehr in ihrer fatalen Gewalt.

Die organisierte Verantwortungslosigkeit im Bremer Sozialressort mag ja Schuld sein am Tod des Winzlings in Gröpelingen. Solange aber Typen wie Innensenator Röwekamp Menschen für die Deportation sortieren, kann man nicht erwarten, dass sich in düsteren Amtsstuben eine subalterne Kraft allen Spargeboten zum Trotz schützend vor das Leben Unmündiger stellt, die bei künftigen Wahlen eh keine Rolle spielen. Leid tut’s ihnen dann schon. Aber das kriegt man mit ein bisschen Coaching durch systemische Quacksalber schon wieder hin …

Zum kollektiven Puffgang rücken an diesem Wochenende die Mitglieder des maritimen Einsatzverbandes „Standing Nato MCM Group 1“ in Kiel aus und für telefonbuchzerreissende Graf Luckners und geschuppte Meerjungfrauen ist an diesem Wochenende sogar „open ship“. Dabei ein bisschen rau und rüstig an der Bordelektronik spielen, schon schlage ich Euch für den nächsten Friedensnobelpreis vor. Gemeinsam intonieren wir dann im Wechsel den Gladiatorenmarsch und den fast genau so schönen „Gruß an Kiel“!

Mit den Worten „Wenn der Heisenhof brennt, brennst du auch“ bedrohte der Hamburger Immobilienspekulant und Zuchtwart für Nazihengste, der Rechts-Anwalt Jürgen Rieger einen Journalisten. Die dafür verhängte Geldstrafe von 1.600 Euro wollte der mutmaßliche Arier nicht zahlen, „weil er das nicht ernst gemeint habe“. Blechen muss er jetzt laut Landgericht Rotenburg/Wümme aber doch – wenn er das Geld jetzt auch noch an die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte überweisen müsste, könnte man ihn vielleicht auch mit solch kleiner Münze in den wohlverdienten Wahnsinn treiben …

Noch bis zum 17. Oktober kann man das Volksbegehren für mehr Demokratie in Bremen unterschreiben. Um den Endspurt anzukurbeln, verkündige ich als kleiner barfüßiger Prophet des Nordens allen UnterschreiberInnen einen umfassenden Ablass für kleine Sünden im Vorübergehen: Listen liegen täglich an Hauptbahn- und Domshof aus und jeder 50. Unterzeichner darf sich im Bürgerpark zur nächsten Blütezeit mit Erlaubnis von Gräfin Emma, Heini Holtenbeen und Wilhelm Kaisen ein Blümchen pflücken, weiß ziemlich sicher ULRICH „DADA“ REINEKING

Hinweis:ULRICH REINEKING, Journalist, Kabarettist und Menschenfreund, kämpft wöchentlich für alle, die es verdienen.