berliner szenen Superstars gesucht

Irgendwas mit „lonely“

Ich würde mir diesen Ton nicht bieten lassen. Aber ich möchte ja auch kein Superstar werden. Diese jungen Menschen, die da in der langen Schlange vor dem Sony-Center anstehen, schon. Ein Security-Mann plärrt sie an: „Ihr Trantüten, rückt von hinten auf! Meine Güte, schließt doch endlich die Lücke! Und jetzt vor allem: lächeln, wenn die Kamera an euch vorbei kommt!“

Die Bewerber und Bewerberinnen ringen sich auf das Kommando hin ein Lächeln ab. Das muss Deutschlands zukünftiger Superstar auf jeden Fall können: lächeln. Der Fernsehsender RTL sucht wieder einen neuen Superstar und hat deshalb ein Massencasting angesetzt. Die Massen sind tatsächlich gekommen. Etliche hundert drängen sich schon in der Schlange.

Christina hat es noch nicht so weit geschafft. Bevor die Studentin sich anstellen darf, muss sie nämlich ein Formular ausfüllen. Ob der Bewerber oder die Bewerberin bereits Gesangserfahrung hat, ein Instrument beherrscht und schon einmal auf einem Casting war, wird da gefragt. Christina hat mal kurz im Chor gesungen. Die anderen Fragen beantwortet sie mit „Nein“. Dann soll sie noch angeben, welche drei Stücke sie vortragen will. Sie erschrickt: „O weia, drei Stücke!“ Sie kann nur eines auswendig. Den Titel weiß sie nicht genau. Irgendwas mit „lonely“. Zwei weitere Songs braucht sie also noch, ihr fallen aber keine ein.

Ich schlage vor, einfach auf einen Klassiker zurückzugreifen. Vielleicht „Thriller“ von Michael Jackson? Sie könne den Text nicht, meint sie und lacht. Sie nehme an dem Casting ohnehin nur teil, weil sie eine Wette verloren habe. Sie strebe also gar nicht wirklich an, in die nächste Runde zu kommen. Das kann ich gut verstehen.

MARKUS STRÖHLEIN