Gute soziale Hilfe kostet Geld

betr.: „Rücktritt nach Tod eines Kindes“, taz vom 12. 10. 06

Wieder so ein Beispiel für deutsche Schludrigkeit und falsche Prioritätensetzung von Amts wegen, das mich nicht nur als Vater so richtig gallig werden lässt.

Die Bremer Sozialbehörde hatte primär die ihr im Falle der Ergreifung notwendiger fürsorgerischer Maßnahmen entstehenden Kosten im Blick. „Familienorientierung“ heißt das Deckmäntelchen, mit dem solch ökonomisches Handeln begründet wird. Sofern man es mit einigermaßen intakten Familienstrukturen und stabilen Elternpersönlichkeiten zu tun hat, ist dagegen auch gar nichts einzuwenden. Ein Kind in die Hände eines Menschen zu geben, der nicht einmal sein eigenes Leben im Griff hat, ist indes grob fahrlässig. Die Einschätzung der „Fachleute“ stützte sich vor allem auf das Prinzip Hoffnung und auf Konjunktive. Der Vater „könnte“ mit der Erziehung zurechtkommen, er „könnte“ sich stabilisieren – Pech für seinen Sohn, dass es dann doch anders kam.

Fazit: Gute soziale Hilfe kostet auch Geld – oder Leben. In diesem Fall musste der kleine Kevin für das Versagen des Jugendamtes und des „Familienkrisendienstes“ der privaten Hans-Wendt-Stiftung bezahlen. Hoffentlich kommt darüber wenigstens der zuständige „Fallmanager“ (beruflich) zu Fall. OLIVER FREI, Alfter