Vorwürfe gegen psychiatrische Klinik

GESUNDHEITSVERSORGUNG Patienten des Hildesheimer Ameos-Krankenhauses berichten über Vernachlässigung und überforderte Pfleger. Kritik auch von Ver.di. Betreiber weist Vorwürfe zurück

Der jüngste Qualitätssicherungsbericht 2012 enthält keine Angaben zur Qualitätssicherung

Überlastete Krankenpfleger, vernachlässigte Patienten, Fixierungen – das psychiatrische Klinikum Ameos in Hildesheim ist nach Informationen des NDR- Fernsehmagazins „Hallo Niedersachsen“ mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Mehrere Beschäftigte und ehemalige Patienten berichteten übereinstimmend von einer angespannten Personalsituation, die zu Lasten der Pflegequalität gehe, teilte der NDR am Sonntag mit.

Kritik kommt demnach auch vom niedersächsischen Ver.di-Gewerkschaftssekretär Michael Frank: „Zum einen setzt Ameos schon seit drei Jahren vor allem Leiharbeiter auf freie Stellen in der Pflege. Das sind zurzeit 25 Prozent“, sagte er dem NDR. „Zum anderen ist es so, dass viele Bereiche durch eine hohe Krankheitsquote unterbesetzt sind und die Beschäftigten am Rande des Machbaren sind.“

Dem Fernsehmagazin liegen den Angaben zufolge interne Beschwerdebriefe vor. Darin äußerten sowohl Mitarbeiter als auch Patienten Befürchtungen, dass sich unter diesen Bedingungen psychiatrische Erkrankungen kaum heilen lassen. Unter anderem hieß es, Patienten würden schnell fixiert, damit die Pfleger ihre Ruhe hätten.

Die in Zürich ansässige Ameos-Gruppe erklärte auf Anfrage des Senders schriftlich, dass die beschriebenen Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehrten. Die Klinik betreibe seit mehreren Jahren ein umfangreiches Qualitätsmanagementsystem. Auf konkrete Fragen wurde laut NDR nicht geantwortet.

Der im Internet einsehbare jüngste Qualitätssicherungsbericht 2012 enthält keine Angaben zur Qualitätssicherung. Bei den dafür vorgesehenen Unterkapiteln heißt es entweder „trifft nicht zu“, „entfällt“ oder „die Daten liegen zum Veröffentlichungszeitpunkt noch nicht vor“.

Norbert Mayer-Amberg, der Vorsitzende des Psychiatrie-Ausschusses des Landes Niedersachsen betonte gegenüber dem NDR: „Gerade in psychiatrischen Kliniken, in denen es um Menschen geht, die in schweren existenziellen Krisen dort sind, ist es ganz wichtig, auf Menschen zu treffen, die im Umgang mit ihnen vertraut sind.“ Dies sei in einer Klinik, die mit vielen Mitarbeiterwechseln zu tun hat, aber immer ein Problem.  (epd/taz)