PRESS-SCHLAG
: Bayern weglangweilen

RHYTHMUSPROBLEME Die Liga muss Münchens Überlegenheit endlich komplett akzeptieren – und könnte sie so endlich beenden

Gegen Dortmund schickte Guardiola seine stärkste Truppe auf den Platz. Aber seit er selbst kundgetan hat, dass die Bundesliga für die Bayern gelaufen sei, ist auch die A-Elf zumindest von Mannschaften wie Dortmund überfordert. Der BVB war beim 3:0 gedanklich einfach zu schnell für die Bayern und zeigte auf, wie man gegen das auf Ballbesitz angelegte Spielsystem der Münchner bestehen und es effektiv unterlaufen kann. Gegen Dortmund ging es immerhin noch um Prestige, denn dass die Dortmunder sie zwei Jahre lang zur Verzweiflung gebracht hatten, vergessen die Bayern-Bosse nicht so schnell. Dennoch ist der Meister jetzt auf Pokal und Champions League fokussiert und erweist sich in letzter Zeit in der Bundesliga sogar gegen Mannschaften wie Augsburg und Hoffenheim als Punktelieferant. Das wiederum wurde von anderen Vereinen und Trainern wie Armin Veh als Wettbewerbsverzerrung kritisiert.

Den Bayern ist das egal. Aber sollten sich die anderen Vereine nicht dafür erkenntlich zeigen? Es gibt sowieso keine größere Wettbewerbsverzerrung als die finanzielle Vorherrschaft der Bayern, also könnte sich die Bundesliga mal zusammentun und gegen Bayern konsequent ihre B-Elf oder ihre Jugendmannschaft auf den Platz schicken. Wenn man sowieso davon ausgeht, dass Bayern wieder Meister wird, dann kann man die erste Elf auch mal schonen für wichtigere Aufgaben, statt immer nur heroisch oder auch ergeben die Punkte abzugeben. Die Bayern müssen sich dann fragen, ob es lohnt, sich einen so teuren Kader zu halten, nur damit der gegen die Jugendabteilung anderer Vereine antritt, wo es womöglich anders und etwas härter zur Sache geht.

Die Jugendmannschaften der Vereine würden es ihren Bossen danken, dass sie auch mal gegen die großen Bayern antreten dürfen. Der Meistertitel wäre für die Bayern dann nur noch zweite Wahl und ohne Bedeutung. Statt auf die Bayern zu schimpfen, weil sie die Liga so beherrschen, könnte man sie isolieren, indem man sie einfach nicht mehr beachtet. Und auch die Bayern-Spieler würden vermutlich schnell die Lust verlieren, wenn sie nur noch in der Champions League gefordert würden. Denn die Bundesliga, in der sich die Bayern schließlich auch das Selbstbewusstsein und den notwendigen spielerischen Rhythmus holen, bestünde nur noch aus Spielen mit Testcharakter. Sie hätten dann einen ähnlichen Nachteil wie russische Mannschaften, die während der dortigen Winterpause gegen europäische Spitzenmannschaften in der Champions oder Europa League antreten müssen.

Und noch einen Vorteil hätte das für die Bundesligavereine. Gute Spieler würden es sich dann etwas besser überlegen, ob sie wirklich zu den Bayern wechseln wollen, denn die sportliche Perspektive wäre nicht sehr attraktiv. Es sei denn, sie wollen sich bereits in jungen Jahren als gut bezahlte Fußballrentner auf die Bank setzen. KLAUS BITTERMANN