Ein Team lernt sich kennen

Nach zwei Heimniederlagen gewannen die Basketballer von Alba Berlin erstmals in dieser Saison mit 91: 69 gegen EWE Baskets Oldenburg. Sie spielen gut, sagt der Trainer Henrik Rödl. Nur an der Identität der neuen Mannschaft hapert es noch

VON JOHANNES KOPP

Sharrod Ford mag ein netter Mensch und ein exzellenter Basketballspieler sein. Doch das ist mit Verlaub nicht der Grund, weshalb er derzeit der Liebling der Alba-Fans ist. Er war der Einzige, den die Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle etwas besser kannten, als die Starting Five gegen das Team von EWE Baskets Oldenburg vorgestellt wurde. Der Lärmpegel stieg mächtig an, als Ford durch den Kunstnebel auf das Spielfeld lief. Der Amerikaner steht seit einem halben Jahr im Team von Alba und ist somit Dienstältester unter den ersten fünf.

William Avery, Julius Jenkins, Chris Owens und Koko Archibong, die anderen vier, kamen erst zu dieser Saison nach Berlin. Bei den Heimniederlagen gegen Köln im Champions Cup und gegen Bonn im ersten Punktspiel konnten die Fans mit den neuen Stars noch nicht wirklich warm werden. Am Samstag war es aber endlich so weit: Beim 91:69 Sieg gegen Oldenburg verbrachten Team und Publikum ihren ersten schönen gemeinsamen Abend. Ein zartes Band war geknüpft.

Als Stoff dafür hätte der Sieg allein gewiss nicht ausgereicht. Einen Erfolg gegen Oldenburg muss man von einer Mannschaft, die Meister werden will, als selbstverständlich erachten, zumal die Norddeutschen als Tabellenvorletzter angereist waren.

Alba gefiel, weil es sich seit seinem letzen Auftritt in Berlin erheblich gesteigert hat. Das war schon bei den Auswärtssiegen in Leverkusen und Ulm festzustellen. So bilanzierte Trainer Henrik Rödl: „Es war wieder ein Schritt nach vorn. Das hat man insbesondere an der Wurfquote gesehen.“

Rödl wird das sehr erleichtern. Er selbst unkte vor der Saison, dass seine neue Mannschaft in puncto Treffsicherheit mit der aus der Vorsaison nicht mithalten könne. Diesem Vergleich hätte Alba im Spiel gegen Oldenburg durchaus standgehalten. Über 50 Prozent der 3-Punkte-Würfe landeten im Korb. Insbesondere Justus Jenkins ragte heraus. Er war der Topscorer (22 Punkte), wobei er viermal von der 3-Punkte-Linie aus traf.

Zudem überzeugte das neue Alba-Team zeitweise durch eine exzellente Defensive. Rödl zeigte sich besonders mit dem dritten Viertel zufrieden, in dem die Verteidigung den Gegner effektiv presste, dadurch einige Ballverluste erzwingen und Gegenangriffe einleiten konnte. „Diese zehn Minuten waren der Schlüssel für den heutigen Sieg“, erklärte der Alba-Coach.

Trotz aller Zufriedenheit erkannte Rödl auch Schwächen. „Wir müssen uns noch im Ausnutzen unserer Chancen in der Offensive verbessern, da sehe ich noch viel Spielraum“, sagte er. Ein weiteres Manko war das Aufbauspiel. Alba leistete sich zu viele Ungenauigkeiten, die der Gegner ausnutzen konnte. Infolgedessen führten die Oldenburger zwischenzeitlich mit 31:30. Sorgen machen musste man sich um Alba jedoch nie. Rödl hatte nur früh begonnen, Spielern von der Bank wie Johannes Herber und Nicolai Simon längere Einsatzzeiten zu geben. Der 19-jährige Simon bestritt seine erste Partie für Alba. Er gilt als größtes deutsches Talent auf der Spielmacherposition und steht für das Bestreben von Alba, junge deutsche Spieler in das Team einzubinden.

Als das Spiel eng wurde, schickte Rödl wieder seine Starting Five aufs Feld, die die Partie zurück in sichere Bahnen lenkte. Ein ernsthafter Prüfstein waren die Oldenburger nicht. Deshalb wusste Trainer Rödl hinterher auch nicht zu sagen, wie weit das Team sein Leistungsvermögen ausgeschöpft hat. In zwei Wochen jedenfalls soll die Mannschaft nach der Vorstellung des Trainers „komplett fit“ sein. Dann beginnt für Alba die europäische Saison im Uleb-Cup. Rödl sagte, er sei froh, nun mit der Mannschaft eine ganze Woche trainieren zu können. Man müsse sich neu sortieren. „Es ist wichtig, dass wir eine Identität finden“, betonte er. Die Spieler müssten sich als Team noch besser kennenlernen. Im Spiel gegen Oldenburg habe man erfahren, so Rödl, dass man gut verteidigen könne.