Reicher werden mit Bildung

Die Phorms-Schule im Stadtteil Wedding ist Deutschlands erste Privatschule, die als Aktiengesellschaft betrieben wird

Privatschulen haben Hochkonjunktur – und das vielleicht bald im wahrsten Sinne des Wortes: Die Phorms-Schule im Wedding, die im August ihre Pforten für zunächst 58 Kinder vom Vorschulalter bis zur fünften Klasse öffnete, ist nicht einfach eine neue Schule in freier Trägerschaft. Sie ist die erste Schule in Deutschland, die von einer Aktiengesellschaft betrieben wird.

Da waren nicht Pisa-geschockte Eltern aus Prenzlauer Berg am Werk, die sich für ihren Nachwuchs alternativen Unterricht wünschen. Die Phorms-Schule entstand aus einem Business-Plan erfahrener Unternehmer rund um Alexander Olek, der schon einmal ein Unternehmen an die Börse gebracht hat. Dem entspricht das Finanzkonzept der Schule: Der Träger ist nicht, wie bei Privatschulen üblich, ein eingetragener Verein, eine Landeskirche oder eine Handelskammer, sondern die zu diesem Zweck gegründete Phorms Management Aktiengesellschaft. „Was funktionieren soll, muss wirtschaftlich sein“, glaubt Béa Beste, einst Markenexpertin einer großen Unternehmensberatung, heute Vorstandsvorsitzende der Phorms Management AG.

Laut Berliner Schulgesetz sollen Privatschulen das Schulwesen „bereichern“. Das Phorms-Konzept impliziert, dass hier auch Aktionäre reicher werden wollen. Mit Bildung Geld zu machen war bislang in Deutschland nahezu tabu. Setzt die Phorms-Schule einen neuen Trend? „Das hat doch schon mit den freien Schulen begonnen. Wir schwimmen auf dieser Welle einfach mit“, sagt Sabine Drexler, Operations Manager der AG. „Ich sehe das positiv. Wir nehmen die staatlichen Schulen in die Pflicht, indem wir Konkurrenzdruck ausüben.“ Die Schulgründer versprechen bessere Bildung durch zweisprachigen Unterricht in Englisch und Deutsch, Förderung in kleinen Klassen und die Möglichkeit eines internationalen Abschlusses.

„Die Frage ist, ob es einer solchen Schule in erster Linie um den Bildungsauftrag geht oder darum, ein Angebot zu präsentieren, das eine möglichst hohe Nachfrage erzielt.“ Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des deutschen Philologenverbandes, steht Privatschulen kritisch gegenüber. „Auch das hohe Schulgeld ist ein Problem. Das führt zu sozialer Differenzierung.“ Für Kinder, deren Eltern das monatliche Schul- und Hortgeld von je nach Einkommen zwischen 200 und 860 Euro nicht aufbringen können, will die Phorms-Schule bis zum nächsten Schuljahr ein Stipendium einführen. „Wir sind bereits mit lokalen Unternehmen im Gespräch“, berichtet Beste. Ob dieses Stipendium nur für die Kinder der Mitarbeiter aus diesen Unternehmen oder auch öffentlich ausgeschrieben wird, steht noch nicht fest.

Die Phorms-Schule hat noch mehr Zukunftspläne: In Berlin soll vom nächsten Schuljahr an eine Sekundarstufe, später eine Sekundarstufe II eingerichtet werden. Über die Gründung von Phorms-Schulen in Hamburg und München wird bereits verhandelt. Das Ziel: Phorms soll zur ersten deutschen Schulkette mit Filialen im ganzen Land werden – sofern der Businessplan aufgeht. Kathi Preppner