SOUNDTRACK

Noch so einer aus dieser Zeit. Vic Godard gehörte vor immerhin fünfunddreißig Jahren mit „Subways Sect“ zur ersten Punk-Generation, die sich noch mit allerlei Anstrengung aus den Wirren des Pubrocks zu befreien hatte. Während die Band, so wie Punk insgesamt, ziemlich bald an Bedeutung verlor, absolvierte Godard fortan das volle Programm aus Suchtmittel-Problematik, bürgerlichem Angestellten-Dasein als Postzusteller und verschrobener Musik am Rande größerer Aufmerksamkeit, aber dauerhaft im Fokus der LiebhaberInnen herrlich energetischer und beweglicher Außenseiter-Popmusik. Und genau dieses wunderbare Etikett kann Godard mit Stolz tragen. Ihm gelingt es nämlich wie wenigen anderen, eine aufregende Mischung aus Northern Soul, Rock und Schweinorgel hinzulegen, die einen in ihrer Zeitlosigkeit entzückt bis begeistert. „These people had ideas“ heißt es sichtlich beeindruckt in einem Konzertbericht – genau das lässt sich über das aktuelle Schaffen der meisten anderen 50-jährigen berufsjugendlichen Punk-Untoten sicher nicht ohne Weiteres sagen. Sa, 6. 11., 21 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200 Die so genannten 80er lassen sich bekanntlich auf ganz unterschiedliche Weise mehr oder weniger erfolgreich verarbeiten: meist unter Trash-Gesichtspunkten („80er Party“) oder als Ernsthaftigkeit behauptende Retro-Strategie („klingt wie ABC, Spandau Ballett etc.“), aber – leider nur selten der Fall – auch einfach als grober Referenzpunkt für düster-beklemmende Unternehmungen mit Pop-Appeal. Ungefähr das ist das aus Chicago stammende Trio Lazer Crystal. In den einen hellen Momenten klingen die so wie „Tuxedomoon“, die sich über „Joy Division“ lustig machen. In den anderen hellen Momenten sind sie ein bösartiger, lärmender, desorganisierter Disco-Kracher, dann wieder irgendein Dauerloop, der zuerst einfach nur nervt, dann aber nie mehr aufhören soll. Diese Band besteht also – vermutlich nur bildlich gesprochen – aus denen, die man damals „ausnahmsweise“ im Jugendzentrum an die Plattenteller gelassen hat – wo sie einem dann allerdings unvermutet und folgenreich die musikalische Unschuld ausgetrieben haben. Mi, 10. 11., 21.30 Uhr, Golden Pudel Club, Am St. Fischmarkt 27 NILS SCHUHMACHER