S-21-Gegner gönnen sich Verschnaufpause

PROTEST Das Aktionsbündnis gegen S 21 verzichtet auf Großdemos am Wochenende. Heute Schlichtung

STUTTGART taz | Die Gegner des Bahnprojekts „Stuttgart 21“ gönnen sich eine kleine Verschnaufpause. Bis Mitte Dezember soll es keine weiteren Großdemonstrationen am Wochenende geben, allerhöchstens noch eine im November. „Wir wollen nach der Schlichtung wieder richtig Vollgas geben“, sagte Hannes Rockenbauch, einer der Bündnissprecher. So ist die nächste Großkundgebung für den 11. Dezember geplant. Ende November sollen die derzeit laufenden Schlichtungsgespräche abgeschlossen werden.

Nachdem die Teilnehmerzahlen nach dem massiven Polizeieinsatz im Schlossgarten Ende September zunächst stark zugenommen hatten, waren sie bei den letzten Demos wieder deutlich rückläufig. Dazu trägt wohl vor allem die seit drei Wochen stattfindende Schlichtung unter Heiner Geißler (CDU) bei. Viele Gegner des Tiefbahnhofs warten nun erst einmal ab, was die Gespräche ergeben. Das sei aber für die Bewegung kein Problem, so Rockenbauch. „Die Bewegung gibt es jetzt schon so lange; da ist es ganz normal, dass es ein Auf und Ab gibt.“ Außerdem sei es ja nicht ruhig. Die wöchentliche Montagsdemo „als Konstante der Bewegung“ bleibe. „Wir bleiben in Bewegung, nur der Takt wird etwas niedriger.“

Unterdessen weckt eine erstmals bekannt gewordene detaillierte Kostenplanung neue Zweifel an den Berechnungen der Bahn. Der Südwestrundfunk zitierte am Mittwoch aus einem Bericht des Bundesverkehrsministeriums zu den Kosten der ICE-Neubaustrecke Wendlingen–Ulm. Danach sollen allein die Tunnelbauten mit über 1,5 Milliarden Euro den Löwenanteil der bislang veranschlagten Gesamtkosten von 2,9 Milliarden Euro verschlingen. Die kalkulierten reinen Baukosten liegen demnach deutlich niedriger als bei vergleichbaren Bauprojekten.

Am Mittwoch gab es zudem eine gemeinsame Begehung des Bahnhofssüdflügels der Projektträger mit Vertretern der Gegner. Das Aktionsbündnis hatte vor einer Woche kritisiert, dass entgegen der Friedenspflicht Arbeiten im Seitenflügel stattfänden. Die Bahn hatte erklärt, es handele sich um Sicherheitsmaßnahmen. Nach der Begehung erschien dies auch dem Aktionsbündnis als logisch. „Die Friedenspflicht ist eingehalten worden“, sagte Gangolf Stocker. Auch Geißler hatte sich davon überzeugen lassen. Am Donnerstag geht die Schlichtung in die dritte Runde. Themen dann: die Neubaustrecke und das Alternativkonzept „K21“ für den Erhalt des Kopfbahnhofs. NADINE MICHEL