„Deutsche Unis sollen Imame ausbilden“

Für den Dialogbeauftragten von DITIB ist die Forderung nach einer Deutschpflicht in Moscheen reiner Populismus

taz: Herr Alboga, die Imame von DITIB werden in der Türkei ausgebildet. Der NRW-Integrationsbeauftragte Thomas Kufen hat jetzt gefordert, dass sie auf Deutsch predigen sollen. Wie finden Sie das?

Bekir Alboga: Herr Kufen müsste eigentlich bekannt sein, dass in der Türkei vor ein paar Jahren von der deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut und der Anstalt für religiöse Angelegenheiten (DITIB) ein gemeinsames Projekt gestartet wurde: Bevor die Imame nach Deutschland kommen, erhalten sie 600 Deutschstunden und besuchen einen Integrationskurs. Kufen sollte darüber nachdenken, wie man ein solches Projekt vertiefen könnte, statt die gute Atmosphäre zu vergiften, die seit dem Islamgipfel herrscht.

Aber bis heute brauchen Ihre Imame im Kontakt zu Deutschen immer noch einen Übersetzer.

Wenn wir ein Liste der Versäumnisse aufstellen wollen, können wir das gerne tun, aber da muss dann auch die deutsche Seite in die Verantwortung genommen werden. Die deutschen Politiker haben vierzig Jahre gebraucht, um den Islam als einen Teil von Deutschland anzuerkennen. Außerdem gibt es in Deutschland Kirchen, in denen auf Englisch oder Spanisch gepredigt wird. Warum verlangen die Politiker nur von uns, dass wir Deutsch sprechen?

Weil sie so genannte Hasspredigten verhindern wollen.

Der deutsche Staat weiß heute schon, in welchen Moscheen wie gepredigt wird. Die Forderung nach Predigten auf Deutsch ist reiner Populismus. Außerdem gehen vor allem die älteren Muslime zum Freitagsgebet. Die könnten die Feinheiten einer deutschen Predigt nicht verstehen.

Kufen und andere CDUler fordern auch einen deutschen Islam. Können Sie sich mit dem Begriff anfreunden?

Natürlich prägt das Land, in dem man lebt, auch die Religion, das ist ein natürlicher Prozess. Wenn die Politiker aber fordern ohne zu fördern, bringt uns das nicht weiter. Aus Bayern und Hessen kennt man das ja schon. Dass so etwas jetzt aus NRW kommt, enttäuscht mich.

Der Verband der islamischen Kulturzentren bildet seit Jahren Imame in NRW aus. Ist das auch für Ihren Verband eine Option?

Das ist nicht nur eine Option, das ist unser Ziel. Wir wollen aber, dass unsere Vorbeter an deutschen Universitäten ausgebildet und über Steuern finanziert werden. Dafür müsste der Islam Körperschaft des öffentlichen Rechts werden und Muslime „Moscheesteuern“ zahlen.

INTERVIEW: NATALIE WIESMANN