Nicht noch einen Konzern retten

Hamburg lehnt einen Einstieg in das Tourismusunternehmen TUI ab. Das fürchtet eine feindliche Übernahme und die Aufspaltung. Tochterfirma Hapag-Lloyd soll besonders bedroht sein

Von Sven-Michael Veit

Schweigen im Rathaus über Spekulationen um den Tourismus und Schifffahrtskonzern TUI: Die Hamburger Senatskanzlei hat gestern eine Stellungnahme zu Berichten abgelehnt, wonach das Unternehmen sich hilfesuchend an die Hansestadt gewendet habe. TUI-Chef Michael Frenzel soll nach Medienberichten in einem „Ersuchen“ an Bürgermeister Ole von Beust (CDU) argumentiert haben, dass nach einer drohenden feindlichen Übernahme durch Investmentgesellschaften die Abspaltung und der Verkauf der Hamburger TUI-Tochter Hapag-Lloyd drohe.

Deshalb solle, so das Begehren, die Stadt fünf bis zehn Prozent der TUI-Aktien erwerben, um eine feindliche Übernahme abzuwehren. Auch aus der Finanzbehörde hieß es, es habe „kein Gespräch“ zwischen Frenzel und Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) gegeben.

Nach gestrigen Berichten mehrerer Wirtschaftsblätter sollen Großinvestoren den Vorstand des Tourismuskonzerns aufgefordert haben, das Unternehmen aufzuspalten. Das Management solle deshalb einen Zeitplan für die Trennung der beiden Bereiche Tourismus und Schifffahrt binnen sechs bis 18 Monaten bekannt geben.

Der zurzeit niedrige Aktienkurs könnte das Unternehmen zum Ziel einer feindlichen Übernahme machen, glauben Branchenkenner. Die TUI mit den beiden Säulen Touristik und Schifffahrt könnte zudem leicht zerschlagen werden.

Im ersten Halbjahr 2006 war die in Hamburg sitzende Logistiksparte Hapag-Lloyd mit Kreuzfahrt und Containerschiffen in die roten Zahlen gerutscht, die Touristiksparte – die den Löwenanteil am Umsatz verbucht – verbesserte hingegen ihr Ergebnis.

Mit Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow hätten die Investoren ihren Strategievorschlag bereits diskutiert. Die Initiatoren kritisierten demnach vor allem die schwache Aktienkursentwicklung. Autor des kritischen TUI-Thesenpapiers ist angeblich der britische Vermögensverwalter Hermes, der etwa fünf Prozent der TUI-Aktien hält.

Insider raunen jedoch, dass der Hamburger Senat eine andere Lösung bevorzugt. Der Senat versuche, eine Fusion von Hapag-Lloyd mit der Reederei Hamburg Süd zu organisieren.

An einen Einstieg Hamburgs in TUI ist zurzeit in der Tat kaum zu denken. Der Senat erwägt bekanntlich, sich am europäischen Luftfahrtkonzern EADS zu beteiligen, um die Hamburger Arbeitsplätze beim Tochterunternehmen Airbus zu sichern. Für einen weiteren Coup dieser Art dürfte da kein Geld mehr übrig sein.