Anzeige nicht beachtet

FALL YAGMUR Rechtsmediziner schaltete die Staatsanwaltschaft ein – doch nichts geschah

„Anscheinend ist meine große Besorgnis nicht durchgedrungen“

KLAUS PÜSCHEL, RECHTSMEDIZINER

Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum Fall Yagmur hat der Rechtsmediziner Klaus Püschel Kommunikationsprobleme mit Jugendamt und Staatsanwaltschaft geschildert. Püschel hatte Monate vor dem gewaltsamen Tod des Mädchens Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet, weil die Dreijährige mit zahlreichen Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt wurde. Das Kind wurde seiner Einschätzung nach misshandelt und schwebte in Lebensgefahr, so Püschel: „Anscheinend ist meine große Besorgnis nicht durchgedrungen.“

Die Anzeige sei im Nachhinein betrachtet vielleicht zu kühl formuliert gewesen, dramatischere Formulierungen hätten die Gefahr für Nicht-Mediziner wahrscheinlich deutlicher gemacht, räumte der 62-Jährige selbstkritisch ein. „Ich war seinerzeit der Meinung, die Situation war klar genug.“ Zumal es nur sehr selten vorkomme, dass er so eine Anzeige erstatte. Bei Untersuchungen Ende 2012/Anfang 2013 im Krankenhaus waren bei Yagmur schwere Verletzungen am Kopf und zahlreiche Blutergüsse festgestellt worden.

Er habe sich sehr bemüht, diese „massiven Verletzungen“ in seinem Bericht für Laien verständlich zu erklären, betonte Püschel. Sollte etwas unklar geblieben sein, hätte er Rückfragen erwartet. Doch es sei kaum nachgehakt worden.

Yagmur starb am 18. Dezember vorigen Jahres an inneren Blutungen. Sie sollen Folgen von schweren Misshandlungen sein, die der Vater ihr nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft zufügte. Die Mutter soll nichts dagegen unternommen haben. Die Eltern sitzen in Untersuchungshaft.  (dpa)