Dicke Luft in Hamburg

FEINSTAUB Umweltverbände fordern mehr Einsatz der Politik gegen Emissionen aus dem Hafen

In Hamburg sind rund 220.000 Menschen von verschmutzter Atemluft betroffen

Nach der Warnung des Umweltbundesamtes vor einer zu hohen Feinstaub-Belastung in deutschen Städten hat der Naturschutzbund (Nabu) mehr Einsatz vom SPD-Senat gefordert. „Er muss mehr gegen die Feinstaubemissionen im Hafen unternehmen“, sagte Malte Siegert, Luftexperte des Umweltverbandes. Allein die Seeschifffahrt verursache ein Fünftel der Feinstaubbelastung, ein Drittel produziere der Straßenverkehr.

In Schleswig-Holstein hingegen ist Feinstaub kein Problem. Die Jahres-Grenzwerte seien noch nie überschritten worden, so das Umweltministerium. Dies liege daran, dass es wenig Ballungsgebiete und viel Wind von der Nord- und Ostsee gebe.

Die Umweltbehörde betonte, die Feinstaub-Belastung liege im Rahmen der EU-Vorgabe. In diesem Jahr wurde der erlaubte Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft allerdings bereits an 20 Tagen überschritten. Die EU gestattet 35 Grenzwertüberschreitungen im gesamten Jahr. Laut Siegert ist der EU-Wert jedoch „unzureichend“. So empfehle die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Grenzwert von lediglich zehn Mikrogramm.

Feinstaub verursacht Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen wie Asthma und Lungenkrebs. Denn kleinste Teilchen können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen und den Blutkreislauf gelangen. Laut Umweltbundesamt gehen in Deutschland jährlich etwa 47.000 Todesfälle auf Feinstaub zurück.

In Hamburg sind nach Angaben des BUND rund 220.000 Menschen von verschmutzter Atemluft betroffen. Im April vorigen Jahres reichten deshalb der BUND und der Privatmann Matthias Pätzold vor dem Verwaltungsgericht Klage gegen die Stadt ein. Kurz zuvor hatte die EU den Hamburger Luftreinhalteplan wegen zu großer Mängel für wirkungslos erklärt und Strafzahlungen angedroht.  SMV