DIE WERBEPAUSE
: Gestalten des Stillstands

Dass wir uns auf dieser Seite heute so ausgiebig mit der SPD in Stadt, Bund und Land beschäftigen, ist nicht der Aktualität, ja nicht einmal einem Jahrestag geschuldet. Es geschah einfach, aus unserer, manchem liebenswert, einem anderen vielleicht unprofessionell erscheinenden Spontaneität heraus; und wer uns daraus einen Vorwurf stricken will, der tue es: Absicht, gar böse, steckt jedenfalls nicht dahinter.

So naiv eingestimmt wollen wir uns auch dem jüngsten PR-Coup der in Berlin mitregierenden Sozialdemokraten nähern.

Am 25. Mai 2014 wird in Berlin über die Zukunft des Tempelhofer Feldes abgestimmt. Zur Entscheidung stehen zwei Gesetzentwürfe. Der erste stammt von einer Bürgerinitiative, die jegliche Bebauung des stillgelegten Flughafens Tempelhof ablehnt. Der zweite Gesetzentwurf wurde von SPD und CDU beschlossen. 230 Hektar sollen als öffentliche Grünfläche erhalten bleiben. Eine Randbebauung, etwa eine neue Landesbibliothek und Wohnungen, wäre mit der Annahme dieses Entwurfs möglich – und wird von der SPD angestrebt.

Man kann nun durchaus darüber streiten, welche unerzogenen Gefühle hinter der Sehnsucht stecken, mitten in Berlin den Film „Serengeti darf nicht sterben“ daueraufzuführen, ein Paradies des veganen Grillens, der Feldlerche und des Slacklinings.

Worüber man eher nicht streiten kann, ist die Wucht, mit der einen das SPD-Plakat trifft – die ist schon genial. „GESTALTEN STATT STILLSTAND“ steht da – und dahinter was? Genau: das Bild eines Flughafens. Man weiß gar nicht recht, wie man anfangen soll. Hat wirklich niemand der SPD erklärt, dass man angesichts eines Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, der für ein Milliardengrab namens BER unverrückbar verantwortlich ist – dass man da besser keine Flughafensprüche klopft?

Klar scheint jedenfalls schon jetzt: Egal, wie die Abstimmung ausgeht, die SPD wird das Schlechtestmögliche daraus machen; und sich dann irgendwann wieder über ihre Wähler lustig machen – hoffentlich ganz spontan und unabsichtlich.

AMBROS WAIBEL