Die Bühne als letzter Zufluchtsort

Grips startet Theater für Menschenrechte

VON ALKE WIERTH

Sich für die Rechte von Einwanderern, gar Flüchtlingen einzusetzen, ist derzeit extrem unpopulär. In der von angeblichen Tabubrechern wie Thilo Sarrazin bestimmten Integrationsdebatte gilt es als unsexy, auf Werte wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit oder schlicht Barmherzigkeit hinzuweisen. Wer in sein will, ist rechts – und lästert über solches Gutmenschen-Gelaber linker Multikulti-Träumer.

Selbst in den Parteien traut sich kaum noch jemand, über anderes zu reden als das selbstverständlich selbst verschuldete Versagen der Einwanderer bei dem Versuch, so toll wie die Deutschen mit ihren Werten und ihrer Leitkultur zu werden. Wer darauf hinweist, dass es denen, die neu dazukommen wollen, vielleicht auch wirklich nicht leicht gemacht wird, wird – siehe oben – ausgebuht.

Politische Nischen

Glücklicherweise gibt es Nischen, in denen das Zusammenleben unter anderen Blickwinkeln durchdacht werden kann. Auf der Bühne des Ballhauses Naunynstraße oder im Grips-Theater, das sich nun erneut mit einem Stück an der Kampagne für Flüchtlinge beteiligt, sind Entwürfe für einen Umgang mit der Problematik zu sehen, die weit politischer sind als das, was Politik derzeit zu bieten hat.

Dank gebührt deshalb dem Grips-Theater und allen Mitstreitern für die Stücke und Kampagnen, die uns an das erinnern, was auch Teil deutscher Kultur ist – und im Geheule der Leitkulturwölfe dennoch untergeht: Menschenwürde und Menschenrecht.

Berlin SEITE 38