Eberhard Menzel
: OB ganz humorlos

Manchmal schätzt er weder die Wirklichkeit noch die Fiktion. Karikatur und Satire, die sich mit ihm, Eberhard Menzel, befassen, noch viel weniger: Zum zweiten Mal bereits hat der Wilhelmshavener Oberbürgermeister gestern versucht, was sich für Demokratien nicht geziemt: Eine Einstweilige Verfügung gegen ein „fiktives Interview“ des Wilhelmshavener Satirikers Heinz-Peter Tjaden gedachte er beim gestrigen Amtsgerichts-Termin zu erwirken, weil ihm dessen Inhalt ganz und gar nicht gefiel.

Abgesehen davon war dies nicht der erste Versuch, Subversives zum Schweigen zu bringen: Schon im Herbst 2004 war Menzel gegen eine ebenfalls in der Sonntagszeitung „2sechs3acht4“ erschienene Karikatur – sie zeigt ihn als verlotterten Blinden – zu Felde gezogen – und der Rat übernahm die Gerichtskosten.

Sein Renommee in der Stadt beeinträchtigt sein wenig ausgeprägter Humor jedoch nicht: Seit 2003 amtiert er dort als hauptamtlicher Oberbürgermeister. Aktuell wichtigste Projekte des im Stadtteil Heppens aufgewachsenen Sozialdemokraten: die Neuausrichtung der Verwaltung sowie die Protektion von Großprojekten wie des Tiefwasserhafens Jade Weser Port. Erklärtes Ziel hierbei: die nachhaltige Senkung der Arbeitslosigkeit in der Stadt.

Ungünstig nur, dass ihn der Stadtrat ausgerechnet in diesem Punkt für inkompetent und zudem ganz allgemein für zu zögerlich und unentschlossen hält. Auch in Finanzfragen im Übrigen, war doch der jüngste Haushalt in erster Lesung nicht genehmigungsfähig gewesen, weil die Ratsmitglieder den 30-Punkte umfassenden Sparkatalog nicht mochten. Monatelange Verhandlungen folgten.

Auch die Tatsache, dass Eberhard Menzel nicht nur Oberbürgermeister ist, sondern auch etliche Aufsichtsratsposten in der Wilhelmshavener Wirtschaft bekleidet, hat ihm in letzter Zeit im Rat und bei den Bürgern immer weniger Vertrauen beschert. Fazit: Es ist eine sehr ambivalente Silberhochzeit, die Menzel da in diesem Jahr begeht. Denn vor genau 25 Jahren hat der 62-Jährige mit der Politik begonnen. Im Stadtrat. In Wilhelmshaven.Sies/taz