Raten statt aufheizen

betr.: „Geteilte Stadt auf Vietnamesisch“, taz vom 4. 10. 06, Leserbrief „Vietnamesischer Fahnenstreit“ von Stefan Kühner, taz vom 10. 10. 06

Den Versuch der Berliner Volksbühne, in einem Blumengesteck die rote Fahne neben der gelbe Fahne zu platzieren, halte ich für eine vorsichtige Initiative, ein sensibles Thema der Vietnamesen aus deutscher Sicht anzupacken. Es ist den Versuch wert, weil hier wie in keinem anderen Land der Welt zwei Gruppen von Vietnamesen unterschiedlicher Herkunft aufeinandergestoßen sind und seitdem versucht haben, friedlich miteinander zu leben. Ich betrachte dieses Zusammenleben als Prototyp für ein zukünftiges Vietnam und hoffe, dass daraus viele Erkenntnisse und Erfahrungen gesammelt werden können. Ich bedauere, dass, während die Anhänger der gelben Fahne das Angebot der Volksbühne annahmen, die Anhänger der roten Fahne zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen hatten. Vietnam hat genug unter dem Bruderkrieg gelitten und braucht keine neue Fassung dieses stellvertretenden Krieges.

NGUYEN HOANG QUAN, Frankfurt