Bezirk hat kein Bock auf Sparen

16 Pankower Schulen wollen Energie sparen. Doch die Bezirksverwaltung sieht sich nicht in der Lage, das Projekt weiterzufördern. Kein Geld, sagt die Behörde. Keine Lust, sagen die Energieberater

von Konrad Litschko

Jörg Milack ist Rektor der Pankower Hagenbeck-Oberschule. Und damit auch Zoodirektor – besitzt seine Schule doch einen deutschlandweit einzigartigen Schulzoo. Beleuchtung, Wasserpumpen, Wärmeplätze für die Tiere – das kostet Energie. Und Geld. Die Bezirksverwaltung übernimmt zwar die schulischen Betriebskosten, doch zum Sparen ist Milack nun erst recht angehalten.

Fündig wurde Milack in der Energieberatung Prenzlauer Berg. Das unabhängige Team wendet sich seit zwei Jahren speziell an Schulen, um deren Stromkosten zu senken und den Energieverbrauch bestmöglich zu nutzen. Obwohl das Beratungsteam neben der Hagenbeck-Oberschule bereits mit 15 weiteren Pankower Schulen zusammenarbeitet, kann das Projekt für dieses Schuljahr nicht fortgesetzt werden. „Aufgrund der Haushaltsnotlage haben wir vom Senat die Auflage, keine zusätzlichen Ausgaben zu tätigen“, sagt der zuständige Fachbereichsleiter des Pankower Hochbauamts, Detlev Lindner.

Dabei kostet die Bezirksverwaltung der Dienst der vierköpfigen Beratungstruppe keinen zusätzlichen Cent. Vielmehr wird das Projektbüro prozentual an den gewonnenen Einsparungen beteiligt. Dennoch sieht sich die Behörde außer Lage, das Projekt in diesem Schuljahr zu finanzieren. Grund seien fehlende Haushaltsmittel und der Ablauf der bisherigen EU-Förderung. Nun bedürfe es einer neuen Ausschreibung. „Die kommt frühstens Anfang 2007, wenn die neuen Haushaltsmittel da sind“, so Lindner.

„Das ist ein Witz – die Schulen, die Bezirkspolitiker, alle wollen die Arbeit fortsetzen“, schimpft Heiner Matthies, Vorstandsvorsitzender des Energieberatungsteams. „Die Arbeit mit den Schulen nun zu unterbrechen, werde die bisher aufgebaute „organisatorische Kette zerbrechen“, die Energiekosten der Häuser wieder nach oben schnellen lassen. Mit praktischen Tipps wendet sich die Energieberatung bisher an die Schulen, weist Hausmeister an, die Heizkörper nur dann anzuschalten, wenn auch Personal im Haus ist. Bei Schulsanierungen werden auch schon mal technische Sparvarianten angeregt: So verdankt die Waldorfschule Mitte ihre neue Solaranlage den Planungen der Beratungsagentur. Auch die Schüler werden ins Sparkonzept integriert: In Unterrichtseinheiten, die von Agenturmitarbeitern geleitet werden, sollen die Jugendlichen effektives Fensterschließen und sparsamen Wasserverbrauch lernen.

Rund zehn Prozent der Betriebskosten konnten durch die Arbeit des Teams eingespart werden. „Die Absage wird einen Sturm bei den Schulen auslösen“, ist sich Matthies sicher. Die neue Ausschreibung hält er für ein vorgeschobenes Argument. Natürlich würde man sich wieder bewerben – doch warum eine erfolgreiche Zusammenarbeit aufs Spiel setzen? „Wenn man jemanden platt machen will, wäre das ein Versuch.“ Auch Jörg Milack von der Hagenbeck-Oberschule zeigte sich gestern über einen möglichen Abbruch des Projekts enttäuscht: „Das ist eine Chance, Ressourcen zu erschließen, die wir sonst nicht haben. Jetzt müssen wir das über den Förderverein und Spenden ausgleichen.“

Ganz aufgegeben hat Heiner Matthies die Hoffnung allerdings noch nicht. Der Diplomingenieur setzt auf einen Beschluss der Bezirksverordneten aus ihrer letzten Sitzung im September. Dort votierten die Abgeordneten für die Fortführung seines Projekts. Dabei fordert der Energieberater für sein Projekt nur einen neuen Vertrag und keine Gelder – „bezahlt wird eh erst am Ende des Schuljahres“, so Matthies.

Momentan arbeitet seine Beratungsagentur auf eigene Kosten und in der Hoffnung auf die Zusage der Verwaltung. „Alles auf eigenes Risiko, ohne Netz und doppelten Boden“, so Matthies. Besonders rosig sehen seine Erfolgsaussichten hingegen nicht aus: Man sehe keine Grundlage, das Geld noch vor Jahresende verteilen zu können, teilte die Bezirksverwaltung mit. „Ich kann Herrn Matthies nur raten, bis dahin aufzuhören mit seiner Arbeit“, so Lindner.