Er möchte Teil einer Judenbewegung sein

SCHLAGER Comedian Oliver Polak hat ein lustiges Video zu seinem Song „Lasst uns alle Juden sein“ produziert

Sein Buch „Ich darf das, ich bin Jude“ war ein Bestseller. Und weil Oliver Polak ein großer Fan der deutschen Popband Tocotronic ist, verspürte er den Wunsch, deren Klassiker „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ noch mal neu einzuspielen: „Aus der Jugendbewegung würde ich dann allerdings eine Judenbewegung machen.“

Der Wunsch des Comedians, der 1976 im niedersächsischen Papenburg geboren wurde, ist in Erfüllung gegangen. Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow tritt in Polaks neuem Video, „Lasst uns alle Juden sein“, als trauriger Barde auf, der einem die Tränen in die Augen treibt. Im Epilog singt von Lowtzow seinen alten Song mit dem neuen Text.

Doch die Hauptattraktion ist Polaks eigenes Lied „Lasst uns alle Juden sein“. Der Song oszilliert gewitzt zwischen Selbstironie und der Verarschung antisemitischer Klischees, das Video dazu macht das Ganze noch um einiges lustiger. In Ghostbusters-Manier verwandeln da der Rudi-Carrell-Fan Polak und seine Freunde mit einer Strahlenkanone deutsche Normalos in gut gelaunte Schläfchenlockenträger – und einen Schäferhund in einen Mops. Polak selbst hampelt, seine Brusthaare präsentierend, wie ein Schlagerstar der Siebziger vor der Kamera herum, Künstlerstar Daniel Richter tritt als Gast auf. Auch Nina Hagen soll angefragt worden sein.

Am Anfang steht ein depressiver Polak in Schwarz-Weiß, der klagt: „Manchmal, da bin ich traurig, und ich frag mich: Wo soll ich hin? Ich schau aus meinem Fenster. Mein Leben ergibt keinen Sinn. Warum ist es so kompliziert? Warum kann es nicht einfach sein? Warum können nicht einfach alle Menschen Juden sein?“ Gute Frage, dem deutschen Humor würde das sicher ganz guttun.

Dann lädt Polak seine Hörer ein, seinem Club beizutreten, um aus der Einsamkeit befreit zu werden: „Kommt, lasst uns alle Juden sein! Auch du und du und du, auch du gehörst dazu!“ Versprechen tut er eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität: „Juden können besser einparken / Juden müssen sich die Zähne nie putzen / Juden dürfen sogar bei McDonald’s, ohne was zu essen, das Klo benutzen.“

Polak tritt vor der Berliner Gedächtniskirche auf, dann wieder hat er seinen Keyboarder vor den Rolltreppen eines Einkaufszentrums platziert. Die Kamera schneidet immer wieder die teils belustigt, teils irritiert und hin und wieder nicht grade intelligent dreinblickenden Passanten mit. Bei manchen Vertretern der „christlich-jüdischen Wertegemeinschaft“ hilft auch kein Laserstrahl. ULRICH GUTMAIR