LESERINNENBRIEFE
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Politik gegen jede Vernunft

■ betr.: „Die schönsten Atomklos der Welt“ u. a., taz vom 5. 11. 10

Am Wochenende wird man sehen, ob die selbst ernannte Kanzlerin aller Deutschen, die sie nach der Bundestagswahl sein wollte, als Prügelkanzlerin in die Geschichte eingeht mit ihrer Politik gegen eine Mehrheit in der Bevölkerung! Ich bin froh, dass es Handys mit Videofunktion gibt, dass man nicht, wie nach dem unverhältnismäßigen Einsatz bei Stuttgart 21, dem Bürger wieder Steine werfende Demonstranten, die es nicht gab, als Begründung verkaufen kann. Warum man die Polizei mit unverhältnismäßigen Einsätzen missbraucht, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Falsche Politik und das Nichtwerben in der Bevölkerung im Vorfeld des politischen Handelns seitens CDU/CSU und FDP sind grob fahrlässig und lassen am demokratischen Stil dieses Landes zweifeln! Wir werden sehen, wie der Castortransport verlaufen wird und ob sich hier abermals zwei Wahrheiten zeigen werden: die der Demonstranten und die der Regierung mit dieser Kanzlerin! Wer Politik gegen jede Vernunft betreibt, im Vorfeld nicht öffentlich gesprächsbereit ist und dabei immer den Eindruck von gekaufter Klientel- und Lobbypolitik hinterlässt, sät zwar Wind, wird aber auch Sturm ernten! Schade, das man diesen Wind und Sturm nicht für die Windräder zur Stromerzeugung nutzen kann, dann hätte der politische Kurs der Regierung wenigstens noch einen Sinn! VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz

Unsicher

■ betr.: „Gorleben rüstet sich“, taz vom 4. 11. 10

Atomkraft ist sicher! Der Castor ist sicher!

Regierung und Atomlobby wollen uns mit der ständigen Wiederholung der Behauptung, dass Atomkraft sicher sei und der Castor sowieso, einlullen. Ich frage mich nur, warum dann schwangere Polizistinnen nicht beim Castortransport und in Gorleben zum Einsatz kommen? Weil Atomkraft sicher ist und es kein Strahlungsrisiko gibt? PEER MASSMANN,

Rettungsassistent, Pattensen

Sekundär

■ betr.: „Wohin nur mit dem Zeug?“, taz vom 5. 11. 10

Die Endlagerfrage ist sekundär, zeigt sich jedoch gerade hier die „Hilflosigkeit“ von Staat, Wirtschaft und teils auch der Gesellschaft, mit den Problemen unserer heutigen Zeit fertigzuwerden. Dazu gehört vor allem, Transparenz herzustellen und die Bevölkerung „mitzunehmen“. Die Energiethematik darf nicht nur technisch eingeengt gesehen werden, wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte, in der die Leute ernst genommen werden. CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Ein falsches Spiel

■ betr.: „Atommafia getroffen“ u. a., taz vom 3. 11. 10 ff.

Die Initiatoren der Aktion „Castor schottern“ treiben ein falsches Spiel. Sie nutzen die Deckung der gewaltlos-kreativen Proteste im Wendland, um einen Kampf gegen den Staat zu führen. Da schwärmt in einem kommunistischen Blättchen ihr Pressesprecher von Formen der Massenmilitanz, in der eigenen Mobilisierungszeitung berufen sie sich auf explodierte Versorgungsfahrzeuge und außer Betrieb gesetzte Personenzüge fern jeder Castorstrecke. Bei einem Probeschottern an einer stillgelegten Bahnstrecke sind von 60 Teilnehmern nur 10 bereit, Gesicht zu zeigen, und ihr Sprecher hat nichts gegen das Auftreten in einem vermummten Block. Brandanschläge auf die biedere Berliner S-Bahn passen da ins Bild. Gewiss hat es auch früher schon Idioten gegeben, die in Hitzacker Mülltonnen abfackelten, Polizeifahrzeuge demolierten, Camps und friedfertige Protestformen gefährdeten. Wenn die mediale Aufmerksamkeit diesmal von schotternden Krawallbrüdern bestimmt wird, werden die Kader der autonomen Aktion den bekennenden Atomkraftgegnern einen Bärendienst erwiesen haben.

PHILIPP HORSTMANN,

bekennender Atomkraftgegner, Hitzacker

Wichtige Steuereinnahmequelle

■ betr.: „Wir stecken in einer Sackgasse“, taz vom 1. 11. 10

Gerhard Schick hat am Ende dieses guten Artikels in der kurzen Skizze seiner finanzpolitischen Agenda eine sehr wichtige Steuereinnahmequelle und ein zugleich politisch wichtiges regulatives Element vergessen: eine hohe Besteuerung kurzfristiger und rein spekulativer Finanzbewegungen – insbesondere von Währungs- und Börsenkursgewinnen usw. –, so hoch, dass sie sich nicht mehr lohnen! Andererseits sollte dieses frei herumirrlichternde Geld aber auch durch politische Maßnahmen dazu bewegt werden, dass es in reale, sinnvolle Zukunftsinvestitionen gelenkt wird, auch wenn es da nicht so hohe Renditen gibt. Denn Geld, das nur herumgeschickt wird, damit der Geldhaufen noch größer wird, hat keinen volkswirtschaftlichen Sinn. Und es fehlt überall da, wo man etwas Konkretes und Sinnvolleres damit machen könnte. RAINER DYCKERHOFF, Mannheim