Eine Kleinigkeit namens Lewandowski

DFB-POKAL Dortmund zieht dank seines überragenden polnischen Stürmers gegen Wolfsburg ins Finale ein

DORTMUND taz | Immer wieder tauchten ähnliche Begriffe auf, als die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg erklären wollten, warum dieser wunderbare Fußballabend bei Borussia Dortmund mit einer Enttäuschung zu Ende gegangen war. „Nah dran“ an den Großmächten des nationalen Fußballs sei der Werksklub aus Niedersachsen, sagte Trainer Dieter Hecking, und Manager Klaus Allofs sprach von „kleinen Dingen, die den Unterschied ausmachen“. Die Wolfsburger wähnen sich ganz kurz vor dem Sprung in die Phalanx der Spitzenklubs. Das ist sicher richtig, wobei es auch ein wenig kühn klingt, Robert Lewandowski als „Kleinigkeit“ zu betrachten.

Denn es war der polnische Stürmer, der den viel zitierten Unterschied verkörperte wie kein anderer Spieler auf dem Platz. Die Wolfsburger waren ebenbürtig, aber sie vergeudeten ihre Chancen, während Lewandowskis Tor zum 2:0-Endstand nicht nur vorentscheidend, sondern schlicht Weltklasse war. Aber auch jenseits dieses 100. Pflichtspieltreffers des Polen für den BVB ist der 25-Jährige derzeit ein Spektakel. „Das war heute nicht einfach, Wolfsburg war sehr stark“, sagte der Stürmer, dessen floskelhafte Statements meist in einem krassen Kontrast zu seinen Darbietungen auf dem Rasen stehen.

Dabei hätte Lewandowski allen Grund gehabt, ein wenig zu schmollen, nachdem Jürgen Klopp ihn am vorigen Wochenende in München erst mal auf der Ersatzbank platziert hatte. Und er wäre auch nicht der erste Spieler, der aufgrund so eines feststehenden Vereinswechsels zum FC Bayern und dem damit verbundenen Ärger in ein Leistungsloch fällt. Aber Lewandowski spielt besser als je zuvor. „Er wird beim letzten Heimspiel gegen Hoffenheim eine großartige Verabschiedung von den BVB-Fans bekommen, und die hat er auch verdient“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Noch bedeutsamer könnte allerdings Lewandowskis allerletztes Spiel für den BVB sein; das Pokalfinale.

Im Falle eines Erfolgs des FC Bayern gegen Kaiserslautern am Mittwochabend (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) wird er in Berlin mit seinem alten Klub gegen den neuen spielen – pointierter hätte auch der Autor eines Kitschromans dieses ohnehin aufgeladene Spiel nicht zuspitzen können. Und kaum jemand wird bezweifeln, dass Lewandowski auch dort noch einmal seine ganze Kunstfertigkeit in den Dienst seiner alten Mannschaft stellen würde.

In der in vielen Phasen atemberaubenden Partie gegen den VfL Wolfsburg wurde Lewandowski als Schütze des kostbaren 2:0 (43.) zur mitentscheidenden Figur, war aber nur einer unter vielen, die großartig spielten. Auch Henrikh Mkhitaryan, der das 1:0 erzielte (12.) oder Marco Reus, der beide Treffer vorbereitete, waren stark, und die Auftritte der aufstrebenden Niedersachsen werden mehr und mehr vom überragenden Kevin de Bruyne gelenkt. Allein Junior Malanda, der sich schwer (hier kommt im Laufe des Tages noch eine genaue Diagnose) am Knie verletzte, vergab drei Großchancen, am Ende gratulierte sogar BVB-Trainer Jürgen Klopp den Wolfsburgern für „ein ganz starkes Spiel“. DANIEL THEWELEIT