LESERINNENBRIEFE
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Bürokratisches Deutschland

■ betr.: „Krankenhaus weist todkrankes Baby ab“, taz vom 16. 4. 14

Zwei Mal wurde ich bisher als Touristin im Ausland nach einem Notfall in ein Krankenhaus eingeliefert. Sowohl in Großbritannien wie auch in Spanien habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht: Ich wurde nicht gefragt, ob ich privat oder gesetzlich versichert sei. Es wurde weder ein Einweisungsschein noch eine Kostenübernahmeerklärung verlangt. Trotzdem wurde ich stationär aufgenommen, medizinisch optimal behandelt und fürsorglich betreut. In Madrid holte die Stationsschwester einen englisch sprechenden Arzt aus einer Nachbarabteilung, um sprachliche Missverständnisse zu vermeiden, vor meiner Entlassung wurde sogar ein ehrenamtlicher Dolmetscher hinzugezogen. Beide Male habe ich keine Rechnung erhalten, dafür einen aussagekräftigen Befundbericht für den Hausarzt.

Wie geht man im bürokratischen Deutschland mit „Ausländern“ um, seien es Touristen oder Flüchtlinge, wenn sie im Notfall einen Arzt oder ein Krankenhaus brauchen? MARLIES BEITZ, Stuttgart

Kohle bleibt in der Erde

■ betr.: „Sofort raus aus der Kohle“, taz vom 14. 4. 14

Klaus Töpfer ist unbedingt zuzustimmen, dass „der größte Teil der weltweiten Kohlevorräte unter der Erde bleibt“. Vor allem der Abbau der klimaschädlichsten Braunkohle sollte hier in Deutschland eingestellt werden, was auch vielen Menschen ihre Heimat erhalten würde. Daneben müssten aber vor allem die Pläne für den Bau weiterer Kohlekraftwerke aufgegeben werden. Darauf sollte bei der „Neuausrichtung des Kraftwerksparks“ unbedingt geachtet werden.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Bäume sind Feinstaubfilter

■ betr.: „Verstaubtes Ostdeutschland“ u. a., taz vom 16. 4. 14

Wie ist es möglich, dass ausgerechnet die langjährige Rekordhalterin der deutschen Feinstaub-Messwerte unerwähnt bleibt, die die 35 Tage pro Jahr bereits überschritten hat? An der Messstelle „Neckartor“ im Stuttgarter Talkessel wurde der Wert bis gestern bereits sage und schreibe 36 Mal überschritten! Stuttgart? Richtig, das ist die Stadt im Südwesten der Republik, in deren Mitte man vor gut zwei Jahren an die 200 teils Jahrhunderte alte Baumriesen für das bescheuerte Investorenprojekt Stuttgart 21 brutal gerodet hat. Bäume, zumal große, sind Feinstaubfilter und Luftreiniger par excellence – die gerodeten standen in unmittelbarer Nähe zu der genannten Stuttgarter Messstation. In Stuttgart werden wegen der „Jahrhundertbaustelle“ für Stuttgart 21 im durch Autoverkehr vorbelasteten Stadtgebiet hunderte zusätzlicher Lastwagen und Betonmischer fahren. Bereits heute tragen sie zur Stauhäufung im stets am Rande des Verkehrskollaps (im Stau) stehenden Talkessel bei.

Auch wenn’s im fernen Berlin langweilig erscheint und der Hinweis auf das Braunkohle verstaubte Ostdeutschland näher liegen mag: Der Hinweis auf die Stuttgarter Katastrophe muss sein. Nicht umsonst demonstrieren die Schwaben noch immer gegen das monströse Projekt – zu Recht, wie man sieht! Pikantes Detail: Seit drei Jahren hat Baden-Württemberg einen grünen Ministerpräsidenten, unter dem die erwähnten Rodungsarbeiten stattfanden. Seit Oktober 2012 hat Stuttgart einen grünen Oberbürgermeister.

SABINE REICHERT, Stuttgart