AKW Forsmark bleibt abgeschaltet

Bei Kontrollen sind zufällig fehlerhafte Schweißnähte im Reaktorbehälter entdeckt worden. Behörde bezweifelt nun ausreichende Sicherheitskultur der Betreiber

STOCKHOLM taz ■ Die Probleme beim schwedischen Atomkraftwerk Forsmark nehmen kein Ende. Am Dienstag untersagte die schwedische Atomaufsicht SKI dem Betreiber vorerst weitere Versuche, den Reaktors Forsmark 2 anzufahren. Bei der Reparatur eines kaputten Ventils waren in der Anlage zufällig millimetergroße Löcher in Schweißnähten des Reaktorbehälters festgestellt worden, berichtete die schwedische Wochenzeitung Ny Teknik gestern.

Ursprünglich war das Wiederhochfahren der Anlage Ende September genehmigt worden. Tatsächlich musste das Anfahren aber mehrfach abgebrochen werden, weil sich stetig neue Fehler zeigten.

Die SKI hatte bereits nach dem Beinahe-GAU des Reaktors Forsmark 1 in diesem Sommer Bedenken an der Sicherheitskultur bei Forsmark und ihren Eigentümern Vattenfall sowie Eon geübt. Nach dem aktuellen Zwischenfall war bei der SKI offenbar das Maß voll. Schließlich konnte Forsmark nicht einmal dokumentieren, dass die fraglichen Schweißnähte ordnungsgemäß überprüft worden waren.

Dass nicht alles in Ordnung war, hatte die Betreiberin schon im August entdeckt, als bei Tests ein Leck festgestellt wurde. Dennoch sahen die Verantwortlichen damals keinen Grund, nach einem Fehler zu suchen, sagte Betriebschef Lennart Hallin gegenüber Ny Teknik.

Indirekt äußert die Behörde nun die Befürchtung, das AKW werde von dem Betreiber unter der Prämisse Produktion vor Sicherheit gesteuert. Die SKI verlangt daher nun für die beiden übrigen Forsmark-Reaktoren 1 und 3 bis zum Jahresende eine umfassende Dokumentation aller in den vergangenen beiden Jahren durchgeführten Arbeiten. Forsmark 2 darf erst wieder ans Netz, wenn eine Dokumentation aller Umbauarbeiten in den letzten vier Monaten vorgelegt worden ist. REINHARD WOLFF