piwik no script img

GREEN DOOR BAR (7)Partys

Unter solchen Umständen ist der Teufel nicht weit entfernt

Ich komm nicht mehr zum Saufen. Erst kam der Urlaub. Dann kamen die Bronchitis, das Fieber, der Husten und der Schnupfen – ein Zustand, in dem man bestimmt nicht ausgeht. Selbst nicht in die Lieblingsbar.

Nicht dass ich mich je in der Green Door Bar betrunken hätte. Na ja, mit Ausnahme der vier Wodka-Martinis, die ich in Gesellschaft von Philipp Tingler vertilgt habe. Was mir in seinem letzten Roman „Dr. Phil“ auch sofort einen Auftritt als Gitta Blankenburg verschafft hat. Also ich würde zum Barkeeper nie „Smitty“ sagen! Das ist eine Erfindung des überaus erfindungsreichen Herrn Tingler.

Bis auf 14-jährige SchülerInnen und die Gäste der Paris Bar scheint Saufen ansonsten aus der Mode gekommen zu sein. Wie man das richtig macht, ist jetzt bei Carl van Vechten nachzulesen, dessen sehr empfehlenswerter Roman „Parties“ von 1930 beim neu gegründeten Züricher Verlag Walde + Graf wieder aufgelegt wurde. Diese Krankenlektüre macht jederzeit einen Besuch in der Green Door Bar wett, torkelt man mit ihrem Personal doch eh von einem Speak easy zum anderen. Und ständig rufen Leute an, die behaupten, sie hätten XY umgebracht bzw. XY hätte sie umgebracht. Dass jeder jeden ständig mit jemandem anderen verwechselt, ist jedenfalls keine Erfindung von Patrick Bateman, besser Bret Easton Ellis.

Natürlich ist unter solchen Umständen der Teufel nicht weit entfernt. Und wenn er nicht gerade als Theodor W. Adorno auftritt, erschreckt er einen in Gestalt von Roberto Cavalli zu Tode. Beides sehr einleuchtende Maskierungen. Aber hier sind wir wieder bei „Dr. Phil“, Dr. phil Philipp Tinglers Variation auf Thomas Manns „Dr. Faustus“. Ja, man soll nicht so viel trinken. Sie haben recht. Man kommt mit der Lektüre ganz durcheinander. Will aber nur heißen, die Zeit, lieber Herr Tingler, wäre mal mal wieder reif für die Green Door Bar. BRIGITTE WERNEBURG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen