Der Aufmarsch der Landes-Ladies

Die Ministerpräsidenten-Konferenz und ihr Damenprogramm: Die Herren debattieren über die Föderalismusreform II, während bei den 14 Gattinnen und Lebensgefährtinnen Parfüm und Porzellan auf dem Programm stehen. Ein heikler Auftritt für Wulffs Neue, Bettina Körner

„Auf dem Schlosshof von Fürstenberg, der eben noch menschenleer, verödet, still gelegen hatte, wurde es bald lebendig“, schrieb der Heimatdichter Wilhelm Raabe schon 1899. Passte auch gestern hervorragend, als der Bus mit den 14 Gattinnen und Lebenspartnerinnen von Ministerpräsidenten und Chefs der Staatskanzleien in die ehemalige „Porcelainefabrique“ des Herzogs von Braunschweig einfuhr.

Porzellan und Parfüm standen auf dem „Damenprogramm“ der Ministerpräsidenten-Konferenz – das sagt auch viel darüber aus, wie die hiesige Polit-Elite den Begriff Emanzipation im 21. Jahrhundert interpretiert.

Genau wie das schöne wie unbestätigte Gerücht, dass der Ministerpräsidenten-Anhang sich einem Besuch im nahe gelegenen Atomkraftwerk Grohnde verweigerte, weil die obligatorischen Bauhelme unvorteilhaft auf dem Foto aussähen. Zum Glück fragte niemand nach den abwesenden Lebensgefährten von Ole von Beust und Klaus Wowereit.

„AK“, „AR“, „BK“ durften dafür die Damen in den Manufakturhallen in Porzellan-Tassen ritzen – Initialen für Anke Koch, Angelika Rüttgers und Bettina Körner. Vor allem Körner, die noch recht frische Freundin von Konferenz-Gastgeber Christian Wulff (CDU), stand gestern vor einer heiklen Mission.

Während sich Niedersachsens Regierungschef in Bad Pyrmont mit Kollegen über Föderalismusreform II, Rundfunkgebühren und den Erhalt des Glücksspielmonopols verständigte, trat die 32-jährige PR-Referentin von Continental zum ersten Mal höchstoffiziell in ihrer Funktion als Landesmutter auf. Bestens abgeschirmt drechselte sie vor den Kameras Sätze wie „die Damen sind alle begeistert vom Weserbergland“, oder es sei „so spannend, die Damen kennen zu lernen“. Nein, sie sei gar nicht „der Mittelpunkt des Geschehens“, betonte die mit grüner Cordjacke und schwarz-grauem Minirock betont sportlich gekleidete Blondine. Aber die neue Aufmerksamkeit, „das gehört wohl dazu“.

Spärliche Sätze und Abgang Körners, die ihren „Job“ natürlich bravourös meisterte, das heißt, am liebsten schwieg. Welcher Job eigentlich?

„Welche Bettina Körner?“ Offenbar wußte nur Dagmar Ringstorff aus Schwerin nichts von Wulffs neuem Coup. „So ist das Leben“, seufzte die Landesmutter. Aber da müsse man nur „einen harten Schnitt machen – und dann ist das gut“.

Die erste in der Hackordnung der Landes-Ladies war natürlich die Dienstälteste, Karin Stoiber. Die Stoiberin putzte Ringstorff landesmütterlich den Porzellanstaub vom Kostüm, gickste im Porzellan-Museum mal ein „Ah!“, dann ein „Wirklich?“, um sich auch ganz generell zu freuen: Ja, bei so einem Programm schlage „das Hausfrauenherz höher“, betonte Stoiber, Kosename „Muschi“. Um dann gnadenlos im Fürstenberg-Shop zuzuschlagen: Zwei Küchenplatten à 61,50 Euro, 12 Kompottschalen à 13 Euro und acht Eierbecher à 6,50 Euro nahm sie mit – den Rest der Grecque-Serie hatte sie schon in Wolfratshausen gekauft.

Nach Canapées und Hochzeitssuppe fuhr die Damen-Garde zu Symrise, Europas größtem Aromahersteller in Holzminden. Vielleicht schreibt die Bild-Zeitung heute: „Bettina Körner entdeckt den Duft der großen Welt.“ Überliefert ist allerdings nur ein Satz von ihr. Als die Duftfabrikler gerade über die gemeinsamen Riechstoffe in Ajax, Duschdas und Boss-Parfum referierten, sagte Körner: „Na da kommt richtig Freude beim Putzen auf.“ KAI SCHÖNEBERG